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Zu viele Schulabbrecher, zu wenig Abiturienten. | Ein Viertel der Jugendlichen kann kaum lesen. | Brüssel. Bildungskommissar Maros Sefcovic hatte keine allzu ermutigenden Nachrichten: Vier von fünf Zielmarken, die sich die EU bis 2010 gesetzt hat, werden unmöglich zu erreichen sein, erklärte er am Mittwoch. Am schlimmsten sieht es bei der Lesefähigkeit aus, die in der Union seit 2000 sogar abgenommen hat. Statt rund 20 Prozent sind inzwischen fast ein Viertel der 15-Jährigen funktionale Analphabeten. Mädchen sind mit gut 17 Prozent noch besser unterwegs als Buben, von denen mehr als 30 Prozent einem längeren Text inhaltlich nicht oder nur mit allergrößter Mühe folgen können. In Österreich betrifft das laut den Zahlen aus 2006 rund 21 Prozent der Jugendlichen.
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Ziel wäre es eigentlich gewesen, die Zahl der Jugendlichen mit Leseproblemen bis 2010 um 20 Prozent zu senken. Grund für diese besorgniserregende Entwicklung sei unter anderem ein neues Freizeitverhalten, meinte der slowakische Kommissar. "Anstatt mit Büchern beschäftigen sich viele eher mit Computerspielen." Dieser Wandel sei so rasch vor sich gegangen, dass die Schulen nicht auf das geänderte Verhalten der jüngeren Generation reagieren konnten. Eine Herausforderung sei daher die Anpassung an die neuen Verhaltensmuster. Am niedrigsten ist die Quote der funktionalen Analphabeten in Finnland mit knapp fünf Prozent, in Rumänien und Bulgarien betrifft es dagegen mehr als die Hälfte der Jugendlichen.
Nicht ganz so verheerend aber weit vom Zieleinlauf entfernt ist die Union bei weiteren Zielmarken: Fast 15 Prozent der EU-Bevölkerung zwischen 18 und 24 Jahren waren 2008 Schulabbrecher, höchstens zehn Prozent hätten es nächstes Jahr sein sollen. Österreich liegt laut den Eurostat-Zahlen knapp über zehn Prozent. Auch bei den Schulabbrechern liegen die Burschen mit knapp 17 Prozent vor den Mädchen mit knapp 13 Prozent.
Immerhin 78,5 Prozent der 22-Jährigen verfügen in der EU über eine Matura oder einen vergleichbaren Schulabschluss. Das EU-Ziel von 85 Prozent bleibt aber unerreichbar. Nur Tschechien, Polen und die Slowakei liegen über 90 Prozent, Österreich etwas unter 85.
Wenig Lust auf lebenslanges Lernen
Weiterhin ziemlich gering bleibt indes das Interesse der Arbeitsbevölkerung an laufenden Fortbildungsprogrammen im Rahmen des sogenannten lebenslangen Lernens. Weniger als zehn Prozent der 25- bis 64-Jährigen bildet sich fort, statt der angepeilten 12,5 Prozent.
Einziges Gebiet, auf dem die Vorhaben bereits übertroffen wurden, sind Studienabschlüsse in Mathematik, Naturwissenschaften und technischen Fächern. Anstatt um 15 Prozent sind die Absolventenzahlen bis 2007 sogar um fast 34 Prozent gestiegen. Kleiner Wermutstropfen: Der Frauenanteil hat sich bisher kaum erhöht und liegt weiter unter einem Drittel. Vorletzter ist hier Österreich mit weniger als 24 Prozent Absolventinnen, Schlusslicht die Niederlande mit knapp 19 Prozent.