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Schon bis Ende November soll der Hebel für den Eurorettungsschirm EFSF fertig sein. Statt bisher 440 Milliarden Euro muss der Finanzierungspolster für Euroländer in Not auf mehr als eine Billion aufgeblasen werden, um auch große Euroländer vor den Gefahren des Finanzmarktes schützen zu können. Schon beim Treffen der Finanzminister, das am Dienstag zu Ende gegangen ist, nahmen die Grundzüge der Hebelungsmöglichkeiten konkretere Gestalt an. Experten warnen freilich, dass der Verlust des EFSF im Fall von Forderungsausfällen bei den Problemkindern naturgemäß höher wäre als ohne Hebel.
Bisher mussten die Euroländer 780 Milliarden Euro an Haftungen aufbieten, damit der EFSF effektiv 440 Milliarden Euro an Krediten zu Triple-A-Konditionen vergeben kann. Die Euroländer sind sich einig, dass diese Summe schon aus innenpolitischen Gründen nicht mehr aufgestockt werden kann. Präzisiert werden in einem EFSF-Papier daher die bereits bekannten Hebelvarianten, die auch kombiniert werden könnten: So könnte der EFSF erstens als eine Art Versicherung für einen bestimmten Prozentsatz von Staatsanleihen bei der Erstausgabe haften und zum Beispiel die ersten 20 Prozent eines Schuldenschnitts schlucken; bei einer Rückzahlung von bloß 80 Prozent des Nennwerts bekäme der Investor sein volles Geld zurück. Die Anleihe würde dadurch attraktiver, die Nachfrage am Finanzmarkt größer, die Zinsen für das betroffene Euroland günstiger.
Zweitens könnten eine oder mehrere Spezialfinanzierungsgesellschaften gegründet werden, die neuerdings unter "Co-Investment Funds" (CIF) firmieren. In diese würden private und öffentliche Investoren gemeinsam mit dem EFSF einzahlen. Der würde mit seinem Anteil wiederum erstrangig für einen Ausfall haften. Damit lebt die Hoffnung offenbar weiter, Staats- und Hedgefonds für eine Cofinanzierung anlocken zu können. Die CIF könnten Euro-Staatsanleihen bei der Erstausgabe oder vom (Sekundär-)Markt aufkaufen und indirekt Banken bei der Rekapitalisierung helfen.
Durch die erstrangige Haftung verlöre der EFSF bei allfälligen Ausfällen bei beiden Optionen künftig rascher all sein Geld. Da die 440 Milliarden Euro für die Rettung großer Eurostaaten viel zu wenig sind, bleibt aber keine andere Möglichkeit: Italien muss rasch bei der Rückzahlung seiner Schulden geholfen werden. Die Refinanzierungskosten am Finanzmarkt sind jetzt schon fast unleistbar, die bisherigen Interventionskäufe reichen als Preisstützung nicht. Und fiele die drittgrößte Volkswirtschaft der EU unkontrolliert aus, wäre das wohl das Ende der Wirtschaftsordnung, wie wir sie kennen.