20 Prozent aller 9- bis 14-Jährigen sind übergewichtig. | Vorbildwirkung der Eltern zählt in Ernährungsfragen. | Wien. Wenn es nach den Köpfen der Kinder geht, ist Essen ganz einfach: Ist es süß, nimm es - ist es grün, lass es - ist es gesund, vergiss es. Dies gilt zumindest für den Großteil der heutigen Jungen, was sich auch auf deren Statur und damit längerfristig auf die Gesundheit auswirkt. Immerhin sind 20 Prozent aller 9- bis 14-Jährigen übergewichtig. Die meisten von ihnen haben seit ihrer frühen Kindheit zu fett und zu zuckerreich gegessen.
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Um dem entgegenzuwirken, sollten Eltern ihren Kindern möglichst früh ausgewogene Nahrung geben, schreiben die Ernährungsexpertinnen Karin Lobner, Britta Macho und Sonja Reiselhuber in der neuen Broschüre "Kinderernährung - Herausforderung im Alltag" der Arbeiterkammer Niederösterreich.
Natürliche Süße reicht
Laut Österreichischem Ernährungsbericht essen etwa 3- bis 6-Jährige doppelt so viel Süßes als gesund ist (siehe Grafik). Dafür wird nur ein Viertel des Gemüses verzehrt, das Experten für eine ausgewogene Ernährung für notwendig halten. Auch bei den 7- bis 9-Jährigen sieht es nicht besser aus.
Die anschauliche Regel für ausgewogenes Essen lautet 6-5-4-3-2-1, betonen die drei Expertinnen.
Der Grundstein für eine gesunde Ernährung und Ernährungserziehung liegt schon in der frühesten Kindheit. Vor allem im ersten Lebensjahr hat die Mutter in den meisten Fällen die Kontrolle über die Ernährung des Kindes und damit auch den größten Einfluss. Vor allem gilt es, Süßes nur in Form von Getreide, Gemüse oder Obst anzubieten. Die natürliche Süße von Karotten, Kürbis oder Apfel reicht dem Gaumen der Babys völlig aus. Kinder brauchen weder mit Zucker versehene Getränke noch gesüßte Breie.
Der Geschmack Sauer und Bitter wird von Säuglingen zumeist abgelehnt, Süß hingegen schmeckt immer. Was aus evolutionärer Sicht auch sinnvoll ist: Es gibt keine süßen und zugleich giftigen Nahrungsmittel, sehr wohl aber saure und bittere, die giftig sind.
Die Diskussion, ob Süßigkeiten ja oder nein, bleibt keinem Elternteil erspart. Jedoch kann man Kindern helfen, mit Zucker sparsam umzugehen, indem es etwa gewohnt ist, Wasser zu trinken und nicht zusätzlich gesüßte Lebensmittel zu verzehren. Verbote wirken eher kontraproduktiv. Denn alles was verboten ist, wird erst recht interessant.
In jedem Fall lernen Kinder von ihrer Umgebung. Daher gilt die Vorbildwirkung als eines der wichtigsten Mittel in der Ernährungserziehung. Eine weniger große Hilfe stellt die Werbung dar.
Teuflische Werbung
Der Teufel steckt vor allem in den vielfach als gesund angepriesenen Kinderprodukten. Statt Milch findet sich oft Milchpulver, Zucker und Fett sind höher als suggeriert, und viele Produkte enthalten Vitamine und Mineralstoffe, die Kinder ohnehin ausreichend zu sich nehmen. Egal, was die Werbung suggeriert, spezielle Nahrung für Kinder ab dem ersten Lebensjahr ist nicht nötig, sind sich die Expertinnen einig.
+++ Wissen: Die 6-5-4-3-2-1-Regel