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Die Schweizer sind, nach der Meinung des Auslands, aber auch vieler Eidgenossen selbst, biedere, korrekte, konservative und bedächtige Menschen. Für witzig hält man sie jedoch nicht. Zu unrecht. Die Schweizer vermögen durchaus dem Ernst des Lebens komische Ansichten abzugewinnen, nur ist dieses Vermögen anders geartet als etwa die rheinländische Heiterkeit oder der Wiener Hamur.
Die "6. Schweizer Nationalausstellung", kurz Expo.02 genannt, versucht das Selbstverständnis der Eidgenossenschaft und ihre Lebenshaltungen auf kritisch-ironische Weise widerzuspiegeln - und die Realität ist eifrig bemüht, der Kunst-Intention stets neue Nahrung zu geben. Davon berichtete die bedächtige Dokumentation "Swiss Made" am Dienstagabend in arte (Wiederholung am 2. September). Zwei kuriose Fälle: 1. In der Stadt Biel dürfen zur Müllentsorgung nur offizielle Säcke verwendet werden; stoßen die Kontrolleure auf unerlaubte Mistbehälter, dringen sie in deren Abgründe vor in der biederen Hoffnung, Hinweise auf die Identität der Sacksünder zu finden. 2. Der korrekte Umgang mit den zwei größten Sprachgruppen im Lande erforderte die Komposition der
Expo.02-Wurst. Der Verband der Metzgermeister kreierte ein kulinarisches Produkt, das je zur Hälfte aus französisch-schweizerisches Brät und Schüblig besteht. Abgesehen davon, dass es noch korrekter gewesen wäre, die Wurst auch italienisch und rätoromanisch zu füllen, soll sie ein bisserl komisch schmecken.