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Die Fahrt durch den Nebel

Von Hermann Sileitsch

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Wir stecken in der entscheidenden Phase der Krisenbewältigung: Viele Staaten haben (richtigerweise) beschlossen, bis an die Grenzen des Möglichen zu gehen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Konjunkturpakete können aber noch nicht greifen. Gleichzeitig ist die Abwärtsdynamik in vollem Gang; die Prognosen verschlechtern sich weiter. Eine echte Nervenprobe: Welches Minus ist noch verkraftbar, ohne in Panik (und Aktionismus) zu verfallen?


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Die Situation gleicht einer Fahrt durch den Nebel: Soll man wie die USA aufs Gas steigen, um schneller aus der Nebelwand rauszukommen? Das birgt das Risiko eines furchtbaren Crashs. Oder soll man wie die Europäische Union innehalten und warten, bis mehr Klarheit herrscht oder sich die Wolke von selbst verzieht? Das birgt die Gefahr, dass sich der Bodennebel festsetzt und man überhaupt nicht mehr weiterkommt.

Die USA jedenfalls werfen kräftig mit Geld um sich. Dass sie eine Dollar-Abwertung und künftig hohe Inflation in Kauf nehmen, ist aus ihrer Sicht verständlich: Die Amerikaner haben praktisch nichts gespart, somit trifft sie die Wertvernichtung von Guthaben wenig. Und bei der unvorstellbar hohen Staatsschuld wäre hohe Inflation ohnedies nicht unwillkommen. Damit steigt aber der Druck auf alle anderen Länder, es ihnen gleichzutun.

Licht und Schatten für Österreich beim EU-Gipfel: Die Verdoppelung der Hilfskredite für Nicht-Euro-Länder ist positiv - ein später Erfolg der Osteuropa-Tournee des Finanzministers, die unser Land in der Auslands-Wahrnehmung freilich endgültig in eine Reihe mit Pleitekandidaten gestellt hatte.

Schlecht für den Finanzplatz Österreich: Die Zeit des Rosinen-Klaubens geht zu Ende. Zwar hat Österreich verständlicherweise keine Eile mit den Verhandlungen, aber das Bankgeheimnis hat ein klares Ablaufdatum. Ihm droht ein Schicksal wie der Neutralität: in den zentralen Fragen ausgehöhlt und nur als eine sentimentale Fassade weiter aufrecht.