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Die Farce aus der Spraydose

Von Christian Mayr

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Die Szenen von der Fußball-WM in Brasilien sind uns noch in guter Erinnerung: Kaum hatten die Schiedsrichter ihre neue Wunderwaffe gegen Freistoß-Mauer-Sünder auf Rasen und Füße versprüht, wischten sich die Kicker den weißen Schaum wieder von den Schuhen - mit einem Blick, als wären sie gerade auf ein Hundehäufchen getreten; detto taten es die Schützen, wenn der Ball eine Überportion des selbstverschwindenden Schaums abbekommen hatte. Das mag damals für unbedarfte Zuseher wie eine Überreaktion aus plumper Eitelkeit oder (beim Schützen) als eine Störung der rhythmisierten hohen Freistoßkunst gewirkt haben - nun wissen wir es besser. Die Fußballer ekelten sich offenbar deshalb vor dem Produkt mit dem harmlosen Namen "9-15 fair play limit", weil es sich bei der Substanz um pures Gift handelt. So hat der TÜV- Rheinland kürzlich festgestellt, dass der in Argentinien hergestellte Spray Parabene enthält, die im Verdacht stehen, hormonell wirksam zu sein. Außerdem sei der Treibgasanteil so hoch, dass eine Gefahrstoffkennzeichnung zwingend erforderlich sei. Kurzum: Eigentlich darf das Produkt weder in Deutschland noch in der EU mangels Zulassung verwendet werden. Eigentlich. Denn da der Fußball und seine Verbände immer schon nach ihren eigenen Regeln spielten, wurde das Produkt selbstredend diese Woche in der Champions League verwendet. Einzig die deutsche Bundesliga zögert derweil und will nur ein ungiftiges Alternativprodukt einsetzen - was wiederum den Patentbesitzer Pablo Silva Gift und Galle sprühen lässt. Er droht mit Klage, womit die Spray-Farce erst richtig spannend werden dürfte.