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Die Feinarbeit steht noch aus

Von Heiner Boberski

Wissen
Die Zukunft eines Landes entscheidet sich vor allem auch in den Schulklassen. Foto: bb

Ein Überblick über einige Kernbereiche der Koalitionsarbeit. | Viele Ziele, aber wenige klare Wege dorthin formuliert. | Wien. Die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 25 ist der erste von 14 Punkten im Kapitel Bildung des neuen Regierungsprogramms. Wenn es aber zugleich heißt, diese Zahl sei ein "Richtwert" und die Schule habe "die Möglichkeit, über ihre Klassenorganisation selbst zu entscheiden", wird dieses hehre Ziel sofort relativiert. Im ganzen Text dominiert der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die Koalitionspartner einigen konnten, und der schlägt sich selten in konkreten Maßnahmen zur Erreichung der Ziele nieder.


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Vorschläge für ein vorschulisches Angebot - der verbesserte Übergang vom Kindergarten zur Volksschule ist das Ziel - soll erst einmal eine Expertengruppe erarbeiten. Ganztägige Betreuung an den Schulen soll bedarfsgerecht ausgebaut werden. Die Bedarfserhebung sei zwar bereits jetzt verpflichtend, nun müsse sie aber auch durchgeführt werden.

Dem Ziel, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf und solche nichtdeutscher Muttersprache bestmöglich in das Schulsystem zu integrieren, will man viele Ressourcen widmen. Eine "Bildungsgarantie bis zum 18. Lebensjahr" soll den Anteil der Jugendlichen ohne Berufsausbildung oder Schulabschluss senken. Klassenwiederholungen und Wiederholungsprüfungen sollen möglichst reduziert werden.

Text trägt auch noch Handschrift von Gehrer

Neben der Qualitätssicherung an Schulen - der Weg der Erarbeitung von Bildungsstandards bis zur Matura soll fortgesetzt werden - soll individuelle Förderung hoch im Kurs stehen. Was die Schule der 10- bis 15-Jährigen anlangt, sollen bestehende Modelle evaluiert, neue Modelle der Leistungsdifferenzierung erarbeitet und umgesetzt und mit Hilfe einer Expertenkommission neue Strategien für die gesamte Schulorganisation entworfen werden. Die Schulpartnerschaft soll gestärkt werden, im Punkt "Schaffung von Verhaltensvereinbarungen an jeder Schule" erkennt man noch die Handschrift der Langzeit-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer.

Ferner steht eine Neuorganisation der Schulverwaltung auf dem Programm. Dazu gehören etwa die Schaffung von Bildungsdirektionen, die Möglichkeit zur Neuordnung der Schulsprengel, die Einführung eines mittleren Schulmanagements, der Ausbau von Autonomie der Schulen und die Prüfung der Abschaffung der schulfesten Lehrerstellen.

Die Weiterentwicklung der jüngst errichteten Pädagogischen Hochschulen soll der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte auf höchstmöglichem fachlichem Niveau dienen.

Schließlich strebt man durch regen Austausch auf internationaler Ebene und Ausbau des Sprachunterrichts an, Österreichs Jugendlichen beste Entfaltungschancen im vereinten Europa zu bieten. Internationale Bildungskooperationen sollen gestärkt und insbesondere mit Südosteuropa ausgebaut werden.

Ein eigenes Kapitel Erwachsenenbildung nennt sieben konkrete Punkte: Verbesserung der Bildungskarenz; neue Finanzierungsmodelle und gesicherte Grundstruktur der Erwachsenenbildung; Ausbau der Bildungsberatung; Maßnahmen zur Alphabetisierung; Qualitätssicherung in der Erwachsenenbildung; Förderung von Bildungsabschlüssen; bundesweiter Bildungspass (darin sollen individuelle Weiterbildungsmaßnahmen dokumentiert werden).

Zum ersten Punkt des Kapitels Wissenschaft - Förderung der Studierenden - ist wieder eine Arbeitsgruppe angesagt; sie soll das Studienbeihilfensystem durchleuchten und Verbesserungen vorschlagen. Hier findet sich auch die Idee eines Sozialdienstes, um sich die Studiengebühren zu ersparen. Studienabbrüche sollen verringert, die Studienbedingungen (etwa die Betreuungsrelationen Lehrende/Studierende) weiter verbessert werden. Den Frauenanteil in der Wissenschaft will man weiter steigern, das Universitätsgesetz 2002 weiter entwickeln, die Autonomie und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unis stärken.

Vernetzungen und

Exzellenz-Strategie

Ferner stehen die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Fortsetzung der Fachhochschul-Offensive und die Evaluierung der Universitäten nach europäischen Maßstäben auf dem Programm. Die letzten der insgesamt elf Wissenschaft-Punkte sind der Verbesserung der Durchlässigkeit im tertiären Bereich, der außeruniversitären Forschung und der nationalen und internationalen Vernetzung wichtiger Einrichtungen, darunter des zügig auszubauenden Institute of Science and Technology Austria in Gugging gewidmet.

Im Bereich Forschung, Tehnologie und Innovation strebt Österreich vorrangig bis 2010 die Lissabon-Ziele, vor allem die Anhebung der Forschungsquote auf drei Prozent, an. Dazu sollen Humanressourcen - 1000 neue Stellen für Nachwuchsforscher - aufgebaut werden, eine Exzellenzstrategie und die Forschung im Unternehmenssektor forciert werden.