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Die Fifa und der normale Wahnsinn

Von Tamara Arthofer

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WZ Tamara Arthofer
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Fast wäre es im Pandemie-bedingten Aus(nahmezu)stand, der mittlerweile ganz normaler Wahnsinn ist, untergegangen. Doch auch jener inmitten und im Umkreis des Weltfußballverbandes Fifa hält nach wie vor an. Knapp fünf Jahre nach dem Auffliegen des größten Fifa-Skandals der Geschichte reißen die Korruptionsvorwürfe nicht ab. Am Dienstag wurde eine neue Anklageschrift in den USA bekannt, die auch brisante Details insbesondere zur Vergabe der WM 2022 enthält. Die amerikanischen Strafverfolgungsbehörden sind sich sicher, dass Russland (WM 2018) und Katar (WM 2022) wie Südafrika vor der WM 2010 Schmiergeld bezahlt haben. In den USA wurden seit dem Fifa-Skandal im Frühling 2015 etliche teils hochrangige Funktionäre angeklagt. Ende 2017 kam es gegen einige von ihnen zum Prozess, in dem auch wieder Korruptionsvorwürfe gegen Russland und Katar aufkamen. Beide wiesen die Anschuldigungen stets zurück - und auch eine Untersuchung der Fifa selbst brachte bis auf kleinere, aber formaljuristisch schwer nachzuverfolgende Ungereimtheiten nicht viel Erhellendes ans Licht.

Auch in der nunmehrigen Anklageschrift stehen keine Summen in Zusammenhang mit der Bewerbung Katars. Dabei stand diese von Anfang an unter Beobachtung. Schließlich konnte kaum jemand glauben, dass alleine sportliche Kriterien ausschlaggebend dafür waren, dass die WM ausgerechnet an ein kleines Land vergeben wurde, das die Herausforderungen alleine logistisch schon kaum stemmen kann (ohne Arbeitskräfte auszubeuten) und in dem im Sommer Bedingungen herrschen, die eine Verschiebung in den Winter erzwingen und den gesamten Sport-Kalender durcheinanderwirbeln. Nun hat Letzteres ein Coronavirus auch anderweitig geschafft. Und die nunmehrige Anklage wird nichts daran ändern, dass die WM 2022 stattfinden wird. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sie wohl eine der ersten Großveranstaltungen sein wird, an deren Plan nicht gerüttelt wird. Der ganz normale Wahnsinn halt.