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Die Flüchtlingshilfe und das PR-Eigentor

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Europäische Solidarität gibt’s nicht? Gibt’s doch! Zumindest im Fußball, ausgerechnet. So spenden alle Klubs in der Champions- und Europa-League je einen Euro pro Karte für die ersten beiden Runden für die Flüchtlingshilfe, alleine bei Rapid gegen Villarreal kommen mehr als 30.000 Euro zusammen. Dazu engagieren sich viele Vereine, Spieler und Ligen, sei es durch Spenden, Einladungen zu Trainings und Partien oder Bewusstseinsbildung. Dafür dass - bei allen negativen Begleiterscheinungen des Fußballs - Integration über Sport gelingen kann, gibt es hinlänglich Beispiele, man nehme nur das ÖFB-Team. Daher ist die Aktion der deutschen Bundesliga und des Sponsors Hermes, der in der nächsten Runde auf seinen Werbeplatz an den Trikotärmeln verzichtet und stattdessen unter dem Slogan "Wir helfen - #refugeeswelcome" zur Solidarität aufruft, einerseits zu begrüßen. Doch nun hat sich darüber ein Streit entsponnen. Denn der Zweitligist FC St. Pauli macht nicht mit, woraufhin "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann ihm via Twitter vorwarf, "kein Herz für Flüchtlinge" zu haben. Ein Eigentor. Denn bald zwitscherte sich herum, dass sich auf dem Aufnäher auch das Logo der "Bild" wiederfindet, woraufhin der Hashtag "#BILDnotwelcome" zum Twittertrend wurde. Denn ausgerechnet jenem Verein, der auch dann, wenn die Medien gerade nicht mit sozialen Themen voll sind, stets als gutes Beispiel vorangeht, mangelnde Solidarität zu unterstellen, ist schlicht lächerlich. Vielmehr gebührt dem Klub - respektive den Klubs, denn am Donnerstag zog auch Union Berlin und andere nach - Respekt für die Haltung, konkrete Hilfe zu leisten, sich aber auch in Zeiten wie diesen nicht mit einem Blatt ins Bett zu legen, das ansonsten eher nicht für tiefgründige und differenzierte Berichterstattung steht. Gerade in Zeiten wie diesen.