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Die Folgen der globalen klimatischen Zeitenwende

Von Gunther Hauser

Gastkommentare
Gunther Hauser ist Ehrenprofessor der Universität für Weiterbildung in Krems und Autor zahlreicher Publikationen im In- und Ausland zur europäischen und internationalen Sicherheitspolitik.
© Julia Weichselbaum / HBF

Die Klimakrise ist Teil einer dreifachen Krise, unter der unser Planet leidet.


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44,2 Grad Celsius in der chinesischen Nordostprovinz Hebei am 25. Juni. 40,9 Grad Celsius in Shanghai am 13. Juli - neue Rekorde der Temperaturmessungen in China. Mitte August wurden heuer noch dazu etliche bis dato geltende Temperaturrekorde in Zentralchina gebrochen. Am 19. Juli verzeichneten Wetterstationen in Großbritannien erstmals Rekordtemperaturen von mehr als 40 Grad Celsius. Im heurigen Juli wurden in den USA an mindestens 43 Orten neue Temperaturrekorde verzeichnet. Im westlichen Landesteil des Iran wurde am 9. August 2022 die neue Höchsttemperatur von 53,6 Grad Celsius erreicht.

Weltweit nimmt zudem die Heftigkeit der Stürme und der punktuellen Starkregen zu, ebenso herrscht an zahlreichen Orten Wassermangel, und in Europa gibt es zunehmend Waldbrände. Die Alpengletscher haben in den vergangenen 25 Jahren gut 30 Meter ihrer Eisdicke verloren. Wir erleben eine Zeitenwende auch des globalen Klimawandels.

In seinem Bericht vom April stellte der UN-Klimarat fest, dass, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen (Pariser Klimaziel aus dem Jahr 2015), der Höhepunkt des Ausstoßes von Treibhausgasemissionen bereits vor 2025 erreicht sein müsste; und die Treibhausgasemissionen müssten bis 2030 um 43 Prozent reduziert werden. Gesenkt werden müsste bis 2030 auch der Methanausstoß um ein Drittel. Der globale Trend geht jedoch in die umgekehrte Richtung, der Zustand in Richtung Kollaps der Welt wird beschleunigt, warnte UN-Generalsekretär António Guterres. Er rief die Staaten auf, ihre fossilen Energieträger drastisch zu reduzieren, die Energieeffizienz zu erhöhen und den Zugang zur Nutzung elektrischer Mobilität und somit zum Alternativtreibstoff ambitionierter als heute auszubauen.

Mit dem Klimawandel werden sich die Lebensbedingungen auf unserem Planeten verändern. Die Kontinente erwärmen sich schneller als die Meere. Trockenperioden werden zunehmen, ebenso die Verringerung des Meereises am Nord- und Südpol. Intensiver als in der Vergangenheit wird auch der Kampf um das Wasser werden, immer mehr Menschen werden sich auf den Weg machen, um in fruchtbarere Gebiete zu gelangen. Der Druck von Migration insbesondere aus den trockenen Gebieten wird zunehmen, der Grad der Instabilität in den betroffenen Ländern wird sich erhöhen.

Bis jedoch die Staaten beginnen, ihre im Jahr 2015 in Paris besprochenen Klimaziele ernsthaft umzusetzen, könnten die ersten Städte durch diesen von der Menschheit verstärkt beschleunigten Klimawandel unter Wasser stehen. Den Bericht des UN-Klimarates vom April bezeichnete Guterres deshalb als eine "Litanei von gebrochenen Klimaversprechen" seitens der UN-Mitgliedstaaten.

Die Klimakrise ist Teil einer dreifachen Krise, unter der unser Planet leidet: Klimawandel, verheerende Umweltverschmutzung und das verstärkte Verschwinden an Biodiversität. Der Mensch hat sein eigenes Überleben und das seines einzigen lebenswerten Planeten selbst in der Hand - mehr denn je im Zeichen einer globalen Zeitenwende.