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Juristen und Rechtsexperten mit Affinität zum Motorsport mögen sich, wenn das Gesprächsthema auf das sich ständig ändernde Reglement der Formel 1 kommt, an die Unzulänglichkeiten der eigenen Zunft erinnert fühlen. Wenn oberste Organe Gesetze und Verordnungen erlassen, kann es doch vorkommen, dass diese bald einmal verworfen, repariert oder neu beschlossen werden müssen. Das wäre jetzt nicht das Problem, ist ja Recht - vielleicht noch mit Ausnahme der zehn Gebote und der Menschenrechte - nie total in Stein gemeißelt. Zum Problem wird es aber dann, wenn man versucht, mit Regeln Politik zu machen und in die Falle der Anlassgesetzgebung tappt.
Genau das passiert aber derzeit bei der Formel 1 - und das mehr noch als in irgendeiner anderen Sportart. Ob Motoren, Reifen oder Aerodynamik, ob Kostendeckel, Schadstoffausstoß oder Helm - alles ist in einer Weise bis ins kleinste Detail reglementiert, wie man das sonst nur von absurden Norm-Verordnungen kennt. Nun sind Regeln gewiss wichtig: Sei es, um die Sicherheit der Piloten zu gewährleisten oder um einen fairen Wettbewerb zu garantieren. Kontraproduktiv wird es aber dann, wenn diese Regeln, anstatt Mehrwert und Sinn zu stiften, nur noch als Kampfmittel gegen etwas eingesetzt werden - die Dominanz von Mercedes etwa.
Nur: Gebracht hat es nichts. Der deutsche Autobauer hat in den vergangenen Jahren trotz aller Reglementänderungen sämtliche Titel gewonnen und schickt sich an, die Serie heuer fortzusetzen. Zumindest lassen das die ersten Trainingszeiten vom Freitag für den Grand Prix in Melbourne (Sonntag, 7 Uhr MEZ) erwarten. Wie sagte der neue Formel-1- Sportchef Ross Brawn kürzlich richtig: "Es sollte so sein, dass an einem guten Tag Force India ein Rennen gewinnt." Ja, so sollte es sein. Das Erfinden neuer Regeln hat es für diese Teams nicht leichter gemacht, im Gegenteil.