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Österreich hat seinen Vorsprung beim Wirtschaftswachstum eingebüßt. Der Grund liegt für Karl Aiginger, Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo), in den immer noch zu geringen Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E). Aber auch bei der Ausbildung ortet er enorme Defizite. Sollten sich Regierung und Unternehmen dieser Mängel nicht bald annehmen und die Forschungsmilliarde verdoppeln, bleibe die Wirtschaft lahm. Außerdem könne unser hart erworbenes Wohlstandsniveau nicht mehr gehalten werden.
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"Die Lage ist nicht hoffnungslos." Aiginger setzt auf die Einsicht aller Verantwortlichen aus dem öffentlichen wie privaten Bereich, mehr Geld für Forschung und Entwicklung bereitzustellen. Derzeit stünden pro Jahr lediglich 5,7 Mrd. Euro (etwa 2,4% des BIP) zur Verfügung. Doch damit könnten europäische Wirtschaftsspitzenreiter wie Schweden oder Finnland niemals eingeholt werden. Denn deren Forschungsbudgets liegen bei 4,3% und 3,5%. "Beide Länder schießen in diese Zukunftsinvestition mehr Geld als die USA." Und laut Aiginger hat sich dieser Weg bezahlt gemacht, die skandinavischen Wirtschaftsdaten würden es deutlich zeigen: Finnland, Schweden und Dänemark haben sich damit einen Wachstumsschub verpasst. Österreich ist Nachzügler. Dabei hätte die Alpenrepublik keinen Grund hinterherzuhinken. Einstweilen fehle jedoch die Einsicht mehr Geld in die zukunftsträchtigen Bereiche zu pumpen. Aiginger kritisiert, dass die beim Arbeitsmarktgipfels vorgestellte Forschungsmilliarde nicht ausreicht. "Der Staat müsste mindestens nochmals soviel dazulegen." Auch die großen Unternehmen will er in die Pflicht genommen wissen, sie müssten auch weiterhin mindestens zwei Drittel der Forschungsausgaben tragen.
Die EU fordert im Rahmen der Lissabon-Strategie bis 2010 einen durchschnittlichen F&E-Anteil am BIP von 3%. Auch diese Steigerung hält Aiginger immer noch für bescheiden, er fordert größere Anstrengungen - auch bei der Bildung. Die Forschungs- und Bildungsoffensive müsste alle Österreicher mindestens eine Stufe weiterbringen. "Ein ungelernter österreichischer Hilfsarbeiter hat keine Chance am Arbeitsmarkt", lautet seine Mahnung für alle Lernunwilligen. Nur mit Hi-Tech-Produkten könne unsere Wirtschaft im internationalen Wettbewerb mithalten.
Um die Wirtschaft anzukurbeln müssten die Einkommen steigen. Deshalb ist Aiginger ein entschiedener Gegner von Lohndumping. Denn mit Billiglohnkonkurrenz könnten Österreichs östliche Nachbarn noch viele Jahre lang, nicht aber mit Spitzen-Know-How. Er ist überzeugt, dass das Ankurbeln des Wachstums innerhalb der nächsten fünf Jahre zu schaffen ist: Die Zukunft liegt in hochwertiger Umwelttechnologie - darauf solle sich die heimische Wachstumsstrategie konzentrieren.