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Die fossile Versuchung

Von Ronald Schönhuber

Leitartikel

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Als der französische Umweltminister Laurent Fabius am Abend des 12. Dezember 2015 mit einem kleinen Hammer auf den Tisch vor ihm schlägt, ist die Erleichterung im großen Saal des Messegeländes von Le Bourget mit Händen zu greifen. Viele Delegierte fallen sich sogar in die Arme, denn nach nächtelangen Verhandlungen und all den Enttäuschungen der vorangegangenen Weltklimakonferenzen gibt es nun auf einmal eine Vereinbarung, die alle Staaten der Welt zum Klimaschutz verpflichtet. Selbst die USA, China und Indien, die sich zuvor sehr zögerlich gezeigt hatten, erklären sich im Rahmen des Pariser Abkommens bereit, alles zu unternehmen, um die Erderwärmung deutlich unter der kritischen Marke von zwei Grad Celsius zu halten.

Knapp drei Jahre nach den historischen Tagen von Paris beraten hochrangige Politiker und Fachexperten bei der Weltklimakonferenz in Kattowitz nun wieder über Wege aus der Klimakatastrophe. Doch die Stimmung in der polnischen Industriestadt ist deutlich angespannter. Denn das Mammuttreffen wird nicht nur von den geopolitischen Rivalitäten überschattet, die seit der Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump wieder deutlich zugenommen haben. In Kattowitz wird sich wohl auch so deutlich wie nie zuvor zeigen, was der von Trump 2017 verkündete US-Ausstieg aus dem Pariser Abkommen tatsächlich bedeutet.

Dabei geht es vor allem um die Frage, wie sehr die Reihen geschlossen gehalten werden können. Denn wenn die Mehrheit der Staaten auf grüne Energie setzt und die entsprechenden Kapazitäten ausbaut, wird das mittelfristig zu enormen Überschüssen bei Öl, Erdgas und Kohle führen. Und überproportional stark von dieser Entwicklung profitieren wird ausgerechnet der Klima-Bad-Boy USA, der durch die dann wohl längere Zeit niedrigen Preise für fossile Brennstoffe über einen nicht unbeträchtlichen Wettbewerbsvorteil verfügt.

Wackelkandidaten, die dem Beispiel der USA zumindest ein Stück weit folgen wollen, gibt es jedenfalls schon einige. So hat Brasiliens künftiger Präsident Jair Bolsonaro immer wieder gezeigt, dass er dem Thema Klimaschutz kaum Bedeutung beimisst.

Dass nicht noch mehr Länder in diesem fatalen Dominospiel umfallen, wird aber letztlich an den Bürgern hängen. Denn je mehr eine Regierung vertrauen kann, dass die Bevölkerung auch bereit dazu ist, einen Preis für die Eindämmung des Klimawandels zu zahlen, umso eher wird sie wohl der Trump’schen Versuchung des kurzfristigen Vorteils widerstehen. Dass das aber eher langsam als schnell gehen wird, zeigen nicht zuletzt die Proteste der "Gelbwesten" in Frankreich, die mit Demonstrationen gegen eine Ökologisierung der Treibstoffsteuer begonnen haben.