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Die FPÖ hat die Wahl

Von Walter Hämmerle

Leitartikel

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Wenn die FPÖ ihre sieben Sinne beisammen hat, dann versteht sie die Causa Udo Landbauer, die sehr schnell - und zu Recht - zu einer des Selbstverständnisses deutschnationaler Burschenschafter im 21. Jahrhundert mutierte, als Chance.

In diesem Fall nutzen Heinz-Christian Strache, Norbert Hofer und Herbert Kickl den steilen Aufstieg und Fall des hoffnungsvollen Jungpolitikers als warnendes Beispiel, um allen einschlägig gefährdeten FPÖ-Funktionären die dramatischen Folgen hirnloser Aktivitäten vor Augen zu führen. Und um so ein und für alle Mal deutlich zu machen, dass das Anstreifen an Antisemitismus, Rassismus und nationalsozialistischem Gedankengut zum Ende jedes öffentlichen politischen Engagements in den Reihen der Freiheitlichen (und aller anderen Parteien sowieso) führt. Zwingend.

Nimmt man jedoch die bisherige Strategie der FPÖ in dieser Causa zum Maßstab, dann lässt die Parteispitze die Gelegenheit gerade ungenutzt verstreichen. Landbauer jetzt zum "Opfer" einer "Medienhatz" zu stilisieren, wie es der Betroffene selbst, aber auch die gesamte Parteispitze tut, passt weder zur Ankündigung der türkis-blauen Regierung, ein Auflösungsverfahren für Landbauers deutschnationale Burschenschaft "Germania" einzuleiten, noch zur Ruhendstellung seiner Parteimitgliedschaft durch den niederöstereichischen FPÖ-Spitzenkandidaten selbst.

Die Selbststilisierung als "Opfer" ist natürlich ein Signal an die eigene Gesinnungsgemeinschaft - und genau deshalb ist sie auch so fatal. Weil damit einmal mehr nicht die Notwendigkeit selbstkritischer Überprüfung der eigenen Standpunkte, der eigenen Traditionen und des eigenen Umfelds vermittelt wird, sondern nur die selbstgerechte Abschottung mancher (wenngleich längst nicht aller) FPÖ-Funktionäre in obskuren Vereinen befördert wird.

Schließlich konterkariert die Rede vom "Opfer" Landbauer auch Straches eigenen Appell an die Burschenschafter: "Wir sind keine Opfer, wir sind auch keine Täter", erklärte der FPÖ-Chef vor Wochenfrist, "aber es ist unsere Pflicht, klar Stellung zu beziehen gegen Antisemitismus, Rassismus und totalitäres Denken."

Der Republik wie der FPÖ wäre es zu wünschen, dass die Partei diesen Worten konsequente Taten folgen lässt. Ansonsten wird die nächste Gelegenheit nicht lange auf sich warten lassen, und dann die nächste und die nächste.