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Die FPÖ könnte regieren, will sie aber auch?

Von Brigitte Pechar

Analysen

Weder SPÖ noch ÖVP hatten im Salzburger Wahlkampf eine Koalition mit der FPÖ kategorisch ausgeschlossen. Beobachter - und auch FPÖ-Obmann Karl Schnell selbst - taten solche Überlegungen jedoch meist als Taktiererei im rot-schwarzen Machtpoker ab.


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Nun jedoch liegt ein Ergebnis in Salzburg vor, das genau eine solche Konstellation unter Beteiligung der FPÖ möglich erscheinen lässt. Damit würde Schnell dorthin zurückkehren, wo er schon einmal war - in die Salzburger Landesregierung.

Heimlich still und leise hat es der politische Überlebenskünstler, der seit 1992 an der Spitze der Landes-FPÖ steht, in die Rolle des Königsmachers geschafft. Wenn denn SPÖ oder ÖVP mitspielen. Denn die Grünen spielen im Koalitionspoker keine Rolle. Sie konnten mit Spitzenkandidat Cyriak Schwaighofer ihr Ergebnis von 2004 fast halten, aber politische Entscheidungshoheit kommt ihnen keine zu.

Der 54-Jährige ist der mit Abstand dienstälteste FPÖ-Obmann. Sogar den kollektiven Parteiausschluss aller gewählten Funktionäre im April 1998 durch die damalige FPÖ-Bundesgeschäftsführerin Susanne "Königskobra" Riess-Passer überlebte Schnell. Der Streit wärte aber nur kurz, denn wenig später versöhnte er sich wieder mit seinem großen politischen Idol Jörg Haider. Haider war es auch, der den jungen Schnell einst, Ende der 80er Jahre in die Politik brachte.

In den letzten Jahren ist es ruhig um den promovierten Mediziner mit eigener Praxis geworden, radikale Wortmeldungen hat man - nach einigen peinlichen Auftritten - von ihm zuletzt seltener gehört. Beobachter bescheinigen ihm einen Reifungsprozess: Mittlerweile habe er verstanden, dass weder Niederlagen noch Siege auf sein persönliches Konto gingen, sondern das Abschneiden stets von der bundespolitischen Stimmungslage für die FPÖ abhingen.

Schnell weiß, was es heißt, in Salzburg zu regieren. Aus dieser Funktion wurde er erst entfernt, als sich SPÖ und ÖVP auf seine Ablöse verständigten. Das geschah damals ausgerechnet auf Antrag der damaligen SPÖ-Abgeordneten und heutigen Landeshauptfrau Gabi Burgstaller.

Eine allfällige SPÖ-Allergie sowie ÖVP-Affinität lässt sich daraus aber kaum destillieren. Die Schnell-Abwahl geschah schließlich in trauter rot-schwarzer Harmonie. Seitdem hat es sich die FPÖ in der Opposition bequem gemacht. Dem Wählerzuspruch hat es offensichtlich nicht geschadet, wie das gestrige Ergebnis zeigt.