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Die Frau, die Togos Telekom-Markt aufbricht

Von Alexander U. Mathé

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Ministerin Cina Lawson gehört zu den einflussreichsten Frauen Afrikas und will allen Bürgern Zugang zu günstigem Internet verschaffen.


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Flächendeckendes Internet und Mobiltelefonie für alle, davon träumt Cina Lawson. Die Ministerin für Telekommunikation und Post in Togo stört es, dass in ihrem Land die Versorgung mit beiden großteils auf die lukrativen Ballungszentren beschränkt ist. Neben diesen - sowohl in Etablierung als auch Wartung relativ einfachen - Orten breitet sich jedoch die telekommunikative Wüste aus.

Also entwickelte sie einen Plan zur Ausweitung von Internet und Handynetzabdeckung. Am wichtigsten war es Lawson dabei, Schülern und Studenten Zugang zum Internet zu gewähren. "Der Zugang zur Telekommunikation, zumal dem Telefon und dem Internet, ist kein Luxus mehr. Es ist ein unabdingbares Werkzeug für Wissen und Entwicklung", erklärte sie.

Sie ist dabei recht erfolgreich. Tatsächlich haben die drei togolesischen Netzanbieter Togo Telecom, Togo Cellulaire et Moov auf ihr Geheiß hin mehrere Millionen Euro in den Ausbau der Netze investiert.

Lawsons Engagement ist nicht unbemerkt an der Welt vorbeigegangen. Das amerikanische "Forbes Magazin" reihte sie unter die 20 jüngsten Power- Frauen in Afrika. Das französische Magazin "Jeune Afrique" wählte sie unter die 25 einflussreichsten Frauen in der afrikanischen Wirtschaft.

Ihr Handwerk hat sie unter anderem an der amerikanischen Eliteuniversität Harvard und am Institut für Politikwissenschaft in Paris gelernt. Ihre Karriere auf dem Gebiet der Telekommunikation begann sie bei der Weltbank in Washington, wo sie sich auf Regulierungs-Reformen in Entwicklungsländern spezialisierte. Später war sie Managerin für Unternehmensstrategie und Geschäftsentwicklung für die französische Telekommunikationsfirma Orange in New York und für Alcatel-Lucent in Paris.

Kritiker werfen ihr vor, zu übertreiben. Etwa, wenn sie sich auch noch für digitales Fernsehen einsetzt. "Wenn Ihr Fußball liebt, werdet Ihr das schätzen. Es ist, als würdet Ihr im Stadion sitzen", sagt sie. Doch Gegner meinen, dass es wohl Wichtigeres in Togo zu erledigen gebe.

Die guten Kontakte zu ihrem ersten Arbeitgeber, der Weltbank, hat sie wohl beibehalten. Schließlich erhielt Togo von dieser ein Darlehen über 30 Millionen Dollar für den Ausbau der Telekommunikation.

Was ihr weiterhin ein Dorn im Auge ist, sind die hohen Preise für Internet und Mobiltelefonie. Daher hat sie ganz im Sinne ihrer Aufgaben bei der Weltbank ein neues Telekommunikationsgesetz auf den Weg gebracht, das unter anderem für mehr Konkurrenz sorgt. Ob sie ihren Weg fortsetzen wird, wird letztlich davon abhängen, ob ihre Partei die in diesem Sommer geplanten Wahlen gewinnen wird.