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Talahassee - Floridas Innenministerin Katherine Harris gilt nun als die Frau, in deren Händen es liegt, darüber zu entscheiden, wer als nächster Präsident in das Weiße Haus einzieht. Wenn sie nach dem Vorliegen der Wahlkartenwähler am Wochenende verkündet, wem die 25 Wahlmännerstimmen aus Florida zufallen, wird feststehen, ob George W. Bush oder Al Gore der Gewinner der Wahlen vom 7. November ist.
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Die Demokratische Partei wirft Harris vor, die händische Auszählung in einigen Wahlbezirken Floridas bewusst zu verhindern und zu verzögern. Nachdem ein Richter Dienstag die von ihr gestellte Frist für das Einlangen der Wahlergebnisse (Dienstag 17 Uhr) prinzipiell bestätigt hatte, eine händische Nachzählung und später einlangende Ergebnisse aber nicht ausgeschlossen hatte, setzte sie nun den drei Wahlbezirken, wo eine händische Nachzählung gewünscht wird eine neue Frist bis Mittwoch Nachmittag, um einen Aufschub zu beantragen.
Die 43-jährige Erbin aus einer der reichsten Familien Floridas ist eine stramme Republikanerin, die in den letzten Monaten Co-Präsidentin der Wahlkampfmaschinerie George W. Bushs war. Sie führte Bushs Wahlkampf im Bundesstaat New Hampshire, wo der republikanische Kandidat mit 7.282 Stimmen Vorsprung knapp über Al Gore siegte. Man sagt ihr auch nach, dass sie in zwei Jahren einen Senatssitz für die Republikaner anstrebt.
Harris, deren privates Vermögen auf sechs bis sieben Millionen Dollar geschätzt wird, stand schon mehrmals im Mittelpunkt von Finanzskandalen. 1994 musste sie 20.000 Dollar an eine Versicherungsgesellschaft zurückzahlen, die ihren Wahlkampf unterstützt hatte. Der Chef dieser Gesellschaft ging wegen dieser Affäre sogar ins Gefängnis.
Im diesjährigen Präsidentschaftswahlkampf finanzierte sie aus öffentlichen Mitteln eine Werbekampagne, die zur Teilnahme an der Wahl aufforderte. In einem Fernsehspot forderte Golfkriegs-General Norman Schwarzkopf, ein deklarierter Anhänger der Republikaner, der auch beim Republikanischen Parteitag in Philadelphia aufgetreten ist, die Einwohner Floridas zum Wählen auf.
Die Zeitung "Tampa Tribune" berichtet, dass Harris seit Jänner 1999 rund 100.000 Dollar an Reisespesen - u.a für Reisen in die Karibik, Brasilien und Australien ausgegeben hat, dreimal soviel wie Gouverneur Jeb Bush.