Sollte ihr Mann die Wahl gewinnen, wird Brigitte Macron Frankreichs nächste Première Dame.
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Paris. Die Szene gilt als legendär: "Wir sind die Partei der Hoffnung, und diese Partei muss 2017 gewinnen", ruft der junge Mann in den fast leeren Saal. "Es lebe die Republik! Es lebe Frankreich!" Sofort hakt eine Frau mit elegantem Jackett und Jeans ein, die ihn wie eine Regisseurin ermahnt: "Deine Stimme fällt ab, du musst sie heben!" Es handelt sich um eine Episode aus dem Dokumentarfilm "Die Strategie des Meteor", der sich mit dem rasanten Aufstieg von Emmanuel Macron befasst. Aufgezeichnet wurde die Generalprobe seiner Rede im April 2016, als der damalige Wirtschaftsminister seine eigene Partei "En marche!" gründete, mit der er heute Favorit bei der Präsidentschaftswahl ist.
Der Blick hinter die Kulissen verdeutlicht nicht nur, mit welchem Ehrgeiz Macron sein Image eines Erneuerers aufbaute - sondern auch, wer ihn in striktem Ton zurechtweisen darf: Brigitte, seine Frau. "Bibi" wird sie genannt, die durch ihre positiv-energische Ausstrahlung viele Kameralinsen auf sich zieht. "Brigitte, Brigitte" skandierten seine Anhänger am Abend der ersten Wahlrunde. Von Mikrofonen hält sich die 64-Jährige aber meist fern. "Mich zu verstecken hätte keinen Sinn. Auf der Bühne zu sein auch nicht. Ich muss da sein, wo ich hingehöre: An seiner Seite. Niemals weit weg", sagt sie selbst.
Dabei zeigt der Filmausschnitt, dass Brigitte Macron mehr ist als die Begleiterin im Hintergrund. Sie hat eine Beraterrolle inne und konnte auch das Lehrerhafte nie ganz ablegen, nachdem sie lange an einem Jesuitengymnasium in Amiens Französisch und Latein unterrichtet und dort eine Schultheatergruppe geleitet hat. Dort begegnete sie auch ihrem künftigen, knapp um 25 Jahre jüngeren Mann: Der Literaturfan Macron spielte nicht nur selbst Theater, sondern begann mit 17, gemeinsam mit der Lehrerin ein Stück umzuschreiben. Seine Intelligenz habe sie zunehmend in seinen Bann gezogen, sagte Brigitte Macron später. Es entspann sich eine Romanze, die mit Konventionen brach: Brigitte Auzière, seit ihrem 20. Lebensjahr mit einem Banker verheiratet und aus der angesehenen Trogneux-Familie in Amiens stammend, die dort seit fünf Generationen Konfiserie herstellt, hatte viel zu verlieren.
Macron ging nach Paris, um sein Abitur an einem Elitegymnasium zu machen, doch der Kontakt hielt. Hatte er ihr doch versprochen: "Sie werden mich nicht los, ich werde zurückkommen und Sie heiraten!" Im Jahr 2000 ließ sie sich scheiden und kam nach Paris, um an einem Privatgymnasium zu unterrichten. 2007 folgte die Hochzeit im nordfranzösischen Küstenort Le Touquet. Auch Videoausschnitte der Feier sind im "Meteor"-Dokumentarfilm zu sehen: Brigitte trug darin ein weißes Minikleid, das ihre langen, gebräunten Beine zur Geltung brachte. Macron dankte in seiner Rede speziell ihren drei Kindern, die ihn akzeptiert hatten. Die sieben Enkelkinder seiner Frau sind auch die seinen.