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Architektenstreit: "Freedom Tower". | Bauarbeiten im April begonnen. | New York/Wien. "Was ist der schönste Moment des Tages?", wurde Architekt Daniel Libeskind in einem Interview gefragt. "Wenn man von etwas plötzlich überrascht wird, was immer der Fall ist", antwortete dieser, was selbstverständlich kein Hinweis auf den 11. September war, sondern vielmehr Anspielung auf seine Bauphilosophie und den Auftrag, den sogenannten "Freedom Tower" zu entwerfen. Manchmal muss Altes weichen, damit Neues entstehen kann.
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#Wer darf bauen?
Ground Zero. Dem Erdboden gleichgemacht, wie nach einer Atombombe. Und dieser Erdboden war lange Zeit von Spekulationen überschattet. Der Investor Larry Silverstein hatte vor dem Anschlag, am 26. Juli 2001, das World Trade Center-Areal inklusive Türme für 99 Jahre gepachtet. Aus dreieinhalb Milliarden investierten Dollar wollte er das Doppelte machen.
Nach den Anschlägen begann die Ausschreibung durch die Stadt New York. Es kam zu Streitigkeiten unter den Bewerbern, der Presse und Beobachtern - die Kommentare oszillierten zwischen Beifall und Verschmähung, von "Bigger, Better, More" bis hin zum "architektonischen Niedergang".
Libeskind gewann zwar die Ausschreibung, aber nicht die Unterstützung von Bauherr und Geldgeber Silverstein. Längst ist eine Reihe anderer Architekten mit dem Bau der Zukunft betraut. Nunmehr ist Architekt David Childs verantwortlich für jenes Gebäude, das 2010/2011 stehen soll. Libeskind ist nur noch beratend für das Projekt tätig, womit er wohl ein zweites Mal überrascht wurde.
541 Meter hoch
Zum geplanten Wolkenkratzer, bedeutungsschwanger "Freedom Tower" genannt, ist der Grundstein 2004 am 4. Juli, dem US-Nationalfeiertag, gelegt worden, der Bau hat im April dieses Jahres begonnen. Das Gebäude soll insgesamt 1776 Fuß (541 Meter) hoch werden, in Anlehnung an die Unabhängigkeitserklärung von 1776, und auf 72 Etagen rund 793.000 m2 unter anderem für Büros und Wohnungen genutzt werden. Die Spitze bildet ein 84 Meter hoher Turm in einer Ecke des Gebäudes, der symbolisch an den ausgestreckten Arm der Freiheitsstatue erinnern soll. Neben dem "gläsernen" Bau sollen vier weitere Hochhäuser und eine Gedenkstätte entstehen.
Vom Bau bis zur Entsorgung der Asche des World Trade Center sind rund 700 Millionen Dollar angefallen, die neue "Freiheit" wird mit 330 Millionen Dollar veranschlagt.