Dass Sie diesen Text lesen dürfen, mag für Sie selbstverständlich sein. Für weit mehr als eine Milliarde Menschen ist es das nicht, nämlich jene, die in Ländern mit scharfer Zensur leben. Eine neue Studie nannte nun jene Länder, die die schärfste Internet-Zensur ausüben: Das sind demnach Burma, China, Iran, Nordkorea, Turkmenistan und Vietnam. Zu diesem Schluss kommt zumindest der Geograf Barney Warf von der US-Universität Kansas, dessen Untersuchung die Fachzeitschrift "GeoJournal" veröffentlichte.
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Warfs These: An Einschränkungen der Internet-Nutzung lasse sich ablesen, wie weit entwickelt und offen das politische System eines Landes sei. Der Verzicht auf Zensur ist Warf zufolge also auch ein Gradmesser für Demokratie. Ein Umstand, dem sich auch der Bericht "Feinde des Internets" widmet, den "Reporter ohne Grenzen" herausgibt.
Tatsächlich grenzt es manchmal ans Absurde, welche Internetseiten ein Regime glaubt, zensurieren zu müssen. Das reicht von Pornographie bis hin zu den aktuellen Wikileaks-Veröffentlichungen. In Nordkorea etwa wird sogar über Fußballspiele lediglich zeitversetzt berichtet - ein Spiel, in dem man verliert, wird auch nicht übertragen. Dass man mit solchen Taschenspielertricks die Macht nicht sichern kann, hat Europa bereits 1989 bewiesen. Andere Ländern werden es wohl auch noch tun.