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Die fressen ihre eigenen Kinder!

Von Judith Belfkih

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Von einem charmanten Muster zum Zwang ist es oft nur ein kleiner Schritt. Was nicht von sich aus menschelt, wird menschelnd gemacht. Da kennen wir nichts. Und die menschliche Empathie ist sowieso ein Hund. Springt frei der Nase nach auf alles an, was nicht bei drei zurückschlägt. Da gibt es kein Entkommen. Hunde, die nicht nur als Ersatz für Kinder dienen, sondern auch als solche benannt werden, sind da nur der naheliegende Anfang. Es folgen das Auto, dem zu kalt ist. Das zum Arzt muss. Und natürlich einen Namen hat. Oder die Blumen, die beleidigt das Wachstum einstellen, weil niemand mit ihnen spricht. Oder nicht die richtigen Worte. Nicht zu vergessen die Frauen. Die ja, wie wir seit Frank Stronach wissen, auch nur Menschen sind. An der Spitze der Vermenschlichung steht der Roboter, der gleich eine unmittelbare Nachbildung des Menschen sein soll. Weil es ja nicht genug Menschen gibt. Mit rührenden Glupschaugen. Mei, so liab. Ob der Roboter diese Liebe je erwidern wird? Und ob wir das wollten? Delegiertes, programmiertes Lieben? Der Trend zur draufgestülpten Menschlichkeit hat mittlerweile auch die Naturwissenschaft erreicht. Und wenn auch nur, um ihre Forschungsergebnisse besser zu verkaufen. Wissenschaftsmarketing sozusagen. "Junge Sterne sind oft Kannibalen", werden die jüngsten Erkenntnisse von Astronomen angekündigt. In der Meldung geht es um junge Muttersterne, die ihnen nahestehende entstehende Planeten verschlingen, also quasi ihre "Kinder". Gravitation und so. Die armen Sternderl. Sind ja auch nur Menschen.