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Die fromme Illusion vom Super-Migranten

Von Christian Ortner

Gastkommentare
Christian Ortner.

Brandneue deutsche Daten zeigen leider: Die berufliche Qualifikation der allermeisten Migranten aus Nahost ist eher bescheiden.


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Dieter Zeschke, Boss des Daimler-Konzerns und damit einer der mächtigsten Manager Deutschlands, gehört zu den artikuliertesten Befürwortern jener "Refugees Welcome"-Kultur, die Deutschland im zurückliegenden Sommer erfasst hat. Flüchtlinge, gab er zu Protokoll, seien "eine Chance für Deutschland". So oder so ähnlich haben sich eine ganze Reihe von Wirtschaftskapitänen und Ökonomen geäußert. Vermutlich sogar aus innerer Überzeugung; ihnen zu unterstellen, vor allem an billigen Arbeitskräften oder gar einer neuen industriellen Reservearmee interessiert zu sein, wäre wahrscheinlich zu schlicht gedacht. Doch dafür, dass die Annahmen der Konzernherren über die günstigen Auswirkungen der Migration sich in ein paar Jahren als valide herausstellen werden, ist eines zwingend notwendig: ein auch nur annähernd passendes (Aus-)Bildungsniveau jener, die nun zu uns kommen.

Bisher konnte man darüber mangels belastbarer Daten nur Vermutungen anstellen, die meist der eigenen Weltanschauung folgten: Die einen sahen nur Herzchirurgen und Designerinnen aus der Upper-Class von Damaskus in die EU migrieren, die anderen nur düstere Analphabeten ohne jede brauchbare Ausbildung. Doch langsam lichtet sich der Nebel - und was sichtbar wird, gibt Anlass zur Sorge. So hat die deutsche Bundesagentur für Arbeit - unserem AMS vergleichbar - erstmals systematisch Migranten auf ihren beruflichen Status hin untersucht - und ist zu einem unerfreulichen Ergebnis gekommen. Nur knapp jeder fünfte Asylbewerber verfügt demnach über eine brauchbare Ausbildung. 7 Prozent der Befragten haben eine akademische, 11 Prozent eine berufliche Ausbildung. Erschreckende 81 Prozent konnten hingegen keine formale Qualifikation angeben. Möglich, dass einige von denen trotzdem noch irgendetwas können - erschreckend sind diese Zahlen allemal.

Nicht weniger alarmierend, aber in die gleiche Richtung weisend sind Daten, die erst jüngst der Geschäftsführer der bayerischen Handwerkskammern, Lothar Semper, vorgelegt hat. Demnach haben 70 Prozent aller Flüchtlinge, die aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak nach Deutschland geflohen waren und im September 2013 mit einer Lehre begonnen hatten, diese Ausbildung mittlerweile abgebrochen; unter allen Lehrlingen dieser Jahrgangskohorte unabhängig von ihrer Herkunft beträgt die Drop-out-Rate hingegen nur 25 Prozent.

Das deckt sich ziemlich gut mit offiziellen Arbeitsmarktstatistiken aus der Schweiz, denen zufolge unter den aus Nahost Zugewanderten fünf Jahre nach Asyl-Erteilung 84 Prozent von der Sozialhilfe leben, praktisch derselbe Wert wie bei Afghanen, Eritreern oder Somalis.

Ein ernsthafter Hinweis darauf, dass sich in den Migrationsströmen, die nun nach Deutschland drängen, jene Daimler-Werker der Zukunft verbergen, die den Wohlstand zu wahren helfen und die Renten der autochthonen Bevölkerung erarbeiten, ist in diesen Zahlen leider nicht eben zu erkennen. Jene "Chance für Deutschland", die Zeschke zu erkennen meint, dürfte daher eher dem Prinzip Hoffnung geschuldet sein. Ein neues Mercedes-Modell würde wohl nicht allein aufgrund einer derart unsicheren Annahme auf den Markt gebracht werden.