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2020 wurden in Wien 2.238 Tonnen Obst und 73.402 Tonnen Gemüse geerntet.
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Man würde es nicht glauben: Ausgerechnet beim Obst ist die Bundeshauptstadt Nummer eins bei der Produktion - beim Gemüse liegt sie auf Platz zwei, gleich hinter Niederösterreich. Alleine im Jahr 2020 wurden in Wien 2.238 Tonnen Obst und 73.402 Tonnen Gemüse geerntet, besonders Gurken, Salat, Melanzani, Paprika, Pfefferoni, grüne Petersilie und Paradeiser. Die Agrarflächen dazu teilen sich auf die Außenbezirke Favoriten, Simmering, Döbling, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing auf. Vor allem vier Betriebe stechen durch ihre besonders große Produktionsmenge hervor. Beim Gemüse im Gewächshaus ist es die Merschl Gartenbau GmbH, bei der 7 Hektar Anbaufläche unter Glas stehen. Dort werden speziell Paradeiser angebaut - Rispen- und Dattelparadeiser. Im vergangenen Jahr konnten 3 Millionen Kilo erwirtschaftet werden.
Geliefert wird alles über die LGV Sonnengemüse, die die Paradeiser wiederum an den Einzelhandel vermittelt. Zu den Abnehmern gehören Rewe, Hofer und Lidl. Die Ware wird in alle Bundesländer geliefert, nicht aber über die Staatsgrenzen hinaus.
Der Feldgemüsebauer Gerhard Schön baut im 22. Bezirk hauptsächlich Eis- und Kopfsalat an. Letztes Jahr konnten 5 Millionen Salatköpfe an Billa, Billa plus, Hofer und AGM verkauft werden. In der Regel bleibt sein Salat aber in der Ostregion. 60 Mitarbeiter bewirtschaften die 75 Hektar Ackerfläche von Herrn Schön. Neben dem bekannten AMA Gütesiegel führt sein Betrieb noch drei weitere Qualitätssiegel: "Jeder Kunde stellt gewisse Anforderungen. Das schärfste Programm ist das IFS (International Food Standard). Da reicht‘s wenn der Fuchs aus einer Pfütze sauft, dass man nicht mehr liefern kann."
Sieben Proben bei jeder Ernte
Seit der EHEC-Krise 2011 werde die Keimbelastung des Fließwassers besonders genau beobachtet. Sieben Wasserproben müssten nun bei jeder Ernte entnommen und zur Untersuchung eingeschickt werden. Die Proben werden vor allem auf das Bakterium Escherichia coli, einen Fäkalkeim, geprüft. Sorge bereitet Gerhard Schön die Kollision zwischen dem Interesse der Stadt an mehr Wohnraum und dem gleichzeitigen Wunsch nach regionalen Produkten. Durch Umwidmungen in Bauland geht jährlich Ackerland verloren. "Wir sind interessiert, den Ballungsraum Wien mit frischem Gemüse zu versorgen, wo kurze Transportwege sind. Das soll auch so bleiben", meint er.
Silvia und Rudolf Elnrieder bewirtschaften in Favoriten eine Fläche von mehr als 100 Hektar. Ihr Schwerpunkt liegt neben Feldfrüchten auf Suppengrün. Im südlichen Teil Wiens kultivieren Landwirte seit langem Petersilie, Karotten und gelbe Rüben. Den Sellerie für das Suppengrün kaufen die Betriebe in Oberlaa zu, weil die Bedingungen dort besser sind. 2020 erzielten die Elnrieders einen Ernteertrag von insgesamt 85 Tonnen Rüben, Peterwurzen und Karotten. Zusätzlich werden normale Zuckerrübe, Weizen und Raps geerntet. Hauptkunde ist der Rewe-Konzern.
Beim Wiener Obstanbau spielt das Schottenobst aus Breitenlee eine besondere Rolle: Vergangenes Jahr wurden vom Landwirtschaftsbetrieb des Schottenstifts 400 Tonnen Äpfel und 50 Tonnen Kirschen produziert. Seit diesem Jahr fokussiere man sich aber auf die Kirschen, denn die gibt es hauptsächlich in Wien. Es werden laut Güterdirektor Bernhard Schabbauer heuer wieder 50 Tonnen erwartet - trotz Frost und kühler Witterung zur Blütezeit. Die landwirtschaftliche Fläche beträgt 120 Hektar, wovon fünf Hektar für Kirschen, 1 Hektar für Äpfel und rund 3 Hektar für den Wein gedacht sind.
Großteil für Ackerbau
Der Großteil der Fläche wird aber für den Ackerbau genutzt: Gerste für das Wiener Ottakringer Bier, Weizen für Resch & Frisch, Zuckerrüben für Wiener Zucker und Raps für das Rapsöl. Neben den Lebensmitteln Weizen, Triticale, Raps und Zuckerrübe werden auch Grünschnittroggen, Mais und Hirse für die Biogasanlage angebaut. Die Produkte sind im eigenen Hofladen in der Breitenleer Straße erhältlich. Darüber hinaus beliefert das Stift neben dem Lebensmitteleinzelhandel auch Bäckereien, Restaurants und andere Hofläden. Durch die Pandemie sei der Verkauf um 30 Prozent gestiegen. Schabbauer führt den Zuwachs darauf zurück, dass die Menschen mehr Zeit zum Einkaufen hatten und sich "jetzt die Konsumenten verstärkt für Regionalität interessieren".