Protestbewegung hofft auf Aufwind durch Demoverbote und Finanzkrise. | Davos. Antiglobalisierungs-Aktivisten sind 2009 in guter Gesellschaft: Das Forum selbst ist voll von ihnen. Muss man da noch demonstrieren? Die Organisatoren kritischer Kundgebungen sagen: Ja, vielleicht kommt einmal ein Banker vorbei.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Geschäftsführerin des globalisierungskritischen Netzwerks Attac, Florence Proton, ist stark erkältet. "Wir haben gestern lange diskutiert, ob wir unsere Mitglieder nach Genf rufen sollen, auch wenn wir nicht erreichen, dass unsere Veranstaltung dort erlaubt wird", sagt sie. Die dortigen Behörden hatten ein Demo-Verbot ausgesprochen.
"Drei Mal friedlich"
Jetzt, da die Finanzkrise ausgebrochen sei, würden Attac-Aktivisten mit anderen Augen betrachtet. Sie würden ernst genommen, meint Proton. Das will man durch Randale nicht verspielen. Vor zehn Jahren wurde noch viel heftiger protestiert. Mittlerweile gehört Kritik fast zum guten Ton gehört, nicht aber Gewaltaktionen.
"Drei Mal haben wir in unserem Protestaufruf das Wort friedlich' eingebaut", sagt Organisator Rolf Marugg. Seine kleine Gruppe von Demonstranten hat in Davos zum fünften Mal eine offizielle Genehmigung erhalten. Im letzten Jahr hatten sie Kuhglocken dabei. Der Grüne Marugg ist Landwirt und Mitglied des Großen Landrats Graubünden.
Deeskalation heißt das Stichwort. Marugg: "Wir kooperieren sehr gut mit den Behörden. Manchmal habe ich den Eindruck, wir seien das Feigenblatt. Schaut her, man kann ja demonstrieren, wenn man will."
Bis zuletzt will Attac dafür kämpfen, dass die Genfer Veranstaltung bewilligt wird. "So stark, wie wir in den letzten Tagen in den Medien waren, kommen sicher mehr als die erwarteten 700 Menschen - das hätten wir der Krise und der Behörden-Ablehnung zu verdanken", so Proton.