Das kleine Emirat Katar gilt als wohlhabendstes Land der Welt. Aus seinem Reichtum werden auch islamistische Terroristen finanziert.
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Reich, mächtig, einflussreich - mit diesen Superlativen hat das Emirat Katar internationale Aufmerksamkeit erlangt. Noch vor wenigen Jahren genoss der an Saudi-Arabien grenzende Mini-Wüstenstaat den unbefleckten Ruf eines neutralen Vermittlers zwischen diversen arabischen Konfliktparteien und dem Westen. Spätestens seit dem Arabischen Frühling betreibt Katar jedoch eine proaktivere Außenpolitik, die nicht nur der UNO zu denken geben sollte.
Nur ungern stellen sich Befürworter der militärischen und politischen Allianz zwischen dem Westen und den Golfstaaten kritischen Fragen. Dem Emirat wird vorgeworfen, terroristische Organisationen, die mit Al-Kaida und IS in Verbindung gebracht werden, zu fördern.
Wenn Katar - das heißt also Tamim bin Hamad al-Thani, der als Nachfolger Hamad bin Khalifas seit 2013 das Land autokratisch regiert - von "Terroristen" spricht, dann meint es in erster Linie Regierungen, die nicht mit den Vorstellungen der Dynastie konform gehen.
Schon 2011, als der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi gestürzt wurde, legte der Wüstenstaat seine Verwicklung im Militärkonflikt offen. Katar, das als wohlhabendster Staat der Welt gilt, lieferte jenen Rebellen Waffen, die heute in Libyen Angst und Schrecken verbreiten und den nordafrikanischen Staat ins Chaos gestürzt haben. Nicht anders scheint es sich mit Syrien zu verhalten. Die Führung Katars hetzt gegen das Regime des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, indem sie an humanitäre Werte appelliert, gleichzeitig aber Gelder für Waffen an andere Staaten entsendet.
In einer Rede vor der heurigen UNO-Generalversammlung beklagte Tamim bin Hamad, dass die "internationale Gemeinschaft" nicht rasch genug gehandelt hätte, um Assad zu beseitigen. Über die Gefahr, die von islamistischen Rebellen im Land ausgeht, verlor er hingegen kein Wort. Man müsse zwischen "islamistischen Rebellen, die gegen Assad kämpfen", und "terroristischen Gruppierungen" unterscheiden, verteidigte sich der katarische Machthaber später in einem Interview. Erstere könne man demnach unterstützen, Letztere müsse man bekämpfen. Bleibt die Frage, wer darüber die Entscheidungsmacht und Kontrollbefugnis haben soll.
Auf internationaler Ebene setzt sich Katar jedenfalls hohe Ziele - nicht nur bei Sportevents wie der Fußball-Weltmeisterschaft 2022. Hamad bin Jassim, Katars früherer Premier, strebt - so spekuliert man in der arabischen Presse - den Posten des nächsten UNO-Generalsekretärs an. Seine exzellenten Verbindungen zu den USA könnten ihm dabei recht förderlich sein. Immer wieder wird sein "humanitäres Engagement" hervorgehoben, obwohl man sich selbst in den USA der undurchsichtigen Sponsorenrolle Katars bewusst ist. Auch für die UNO ist es wohl derzeit bequemer, unerwünschte Regierungschefs wie Assad in Verbindung mit IS-Terroristen zu bringen, als den eigentlichen Financiers am Arabischen Golf einmal gründlich auf die Finger zu schauen.