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Raiffeisens Geldorganisation ist eine auf den Kopf gestellte Pyramide. Von den 58.000 Mitarbeitern arbeitet die überwältigende Mehrzahl bei der RBI, die nun den Verlust bekanntgab. Vergleichsweise klein machen sich dagegen die 492 Raiffeisenkassen und acht Landesbanken aus. Die sind allerdings die Eigentümer des "Banken-Monstrums". Was zur kuriosen Situation führt, dass die Raiffeisen-Landesbanken von der Dividende der RBI stärker abhängig sind als die RBI vom kapitalgebenden Eigentümer.
Nun dürfte heuer die Dividende wohl ausfallen, was die Landesbanken hart trifft. Die größte unter ihnen, die RLB Wien-Niederösterreich, hat bereits angekündigt, dass der RBI-Verlust auch ihr Ergebnis drücken wird.
Es ist zu hoffen, dass die Russland-Sanktionen nicht von Dauer sind, denn dort ist Raiffeisen eine Macht - der Beteiligungsansatz der dortigen Bank bleibt vorerst unverändert. Andernfalls würde der Verlust noch deutlich größer.
Nun mag es manche geben, die es genießen, den "Agrarkraken", "Moloch" oder wie man Raiffeisen sonst noch nennt, schwach zu sehen. Eine eher arme Freude, denn Raiffeisen ist in der heimischen Wirtschaft viel zu stark, um der Organisation Zores zu wünschen. Etwa 100.000 Menschen beschäftigt der föderale Konzern, von der Agrana über Do&Co bis zur Strabag.
Sollte Raiffeisen gezwungen sein, massiv Beteiligungen zu verkaufen, um Kapital für die Geldgruppe freizuschaufeln, wäre dies die größte industrielle Strukturveränderung seit Abschaffung der "Verstaatlichten". Dabei würden wohl viele Jobs verloren gehen. Denn trotz berechtigter Kritik an der Machtentfaltung von Raiffeisen-Funktionären ist das Giebelkreuz nicht gerade eine neoliberale Kapitalisten-Versammlung. Geboren aus der Genossenschaftsbewegung, ist der Erhalt von Produktionen wichtig, auch wenn dies niedrigere Renditen bedeutet.
Große Molkereikonzerne als Eigentümer hätten die NÖM wohl längst zugesperrt. Ohne Raiffeisen-Hilfe wäre auch die Voestalpine im Reich eines Branchen-Jumbo verloren gegangen.
Österreichs Bankenaufsicht muss Raiffeisen daher zart unterstützen und tut es wohl auch. Deren Funktionäre allerdings müssen akzeptieren, dass sie ein zu großes Rad gedreht haben. Die Mehrheit an der RBI wird nicht zu halten sein, aber die industriellen Beteiligungen muss Raiffeisen schützen.