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Die Geschichte eines Visionärs mit Migrationshintergrund

Von Daniel Witzeling

Gastkommentare
Daniel Witzeling
© Witzeling

Zum fünften Todestag von Steve Jobs. "Bleibt hungrig, bleibt tollkühn".


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Am 5. Oktober 2011 starb der Visionär und Pionier Steve Jobs. Ein halbes Jahrzehnt nach seinem Tod spürt der Technologiekonzern Apple schmerzlich die Abwesenheit des Jahrhundertrevolutionärs. Jobs war die Antithese zur gängigen Konformität und Eindimensionalität, wie sie oft in vergleichbaren Unternehmen am Technik- und Technologiesektor zur damaligen Zeit und auch heute vorherrscht. Wer hätte gedacht, dass der Sohn eines syrischen Einwanderers einmal eines der erfolgreichsten Technologiekonzerne mit revolutionären Erfindungen, die die Welt verändern, gründen würde. Gerade wenn man bedenkt, dass Jobs nicht unbedingt die idealen Voraussetzungen im Leben vorfand. Da seine leiblichen Eltern nicht für den Unterhalt des Kindes sorgen konnten, gab man ihn als Sozialwaise zur Adoption frei. Trotzdem schaffte es der Apple Gründer mit syrischen Wurzeln aufgrund seines Talents und seiner Fähigkeiten Großes zu schaffen.

Verbindung von Emotion und Technik

Ihm gelang es wie keinem Zweiten gekonnt an sich trockene Technik mit Emotionen zu verbinden, was schlussendlich auch den zentralen Aspekt seines immensen Erfolges ausmachte. Steve Jobs war sich der Bedeutung von Emotionen und Gefühlen gerade in Zusammenhang mit Technik bewusst. Unvergessen sein Ratschlag "Sucht, was euch am Herzen liegt" an das Auditorium der Universität Stanford. Für den Visionär ging es fast um eine Fusion aus Emotion und Technik, die er zum Kult machte. Apple ist aufgrund dieser soften Faktoren gepaart mit der entsprechenden Technologie heute nicht nur eine Marke sondern ein Lebensgefühl. Dieses Lebensgefühl fand der in der 68er Generation sozialisierte Individualist für sich selbst relativ bald. Wie er selbst erörterte, hatte er das Glück früh in seinem Leben herauszufinden, was er mit Begeisterung gerne tut.

Kreativität kann man nicht kopieren

In zahlreichen Managementseminaren wird versucht zu unterrichten innovativ und kreativ wie Steve Jobs zu sein. Dies wird aber nur bedingt möglich sein. Denn kennt man das Wesen von Genies und kreativen Geistern, dann weiß man, dass gerade diese nicht nach einfach zu erlernenden Mustern und Schemata handeln und denken und daher weder kopier- noch imitierbar sind. Der Apple Mitgründer und Kompagnon von Jobs, Steve Wozniak, stellte dazu bei einem Keynote Vortrag auf der "Appsworld" in London 2013 treffend fest "Apple würde Steve Jobs und mich heute niemals mehr einstellen". Beide hätten laut Wozniaks Analyse nicht genug Hochschulabschlüsse und ihre Noten wären viel zu schlecht. Doch genau auf das Gegenteil sollten Firmen laut Wozniak achten. Sie sollten nicht die Bewerber mit den besten Noten einstellen, sondern nach Personen mit Leidenschaft suchen, obwohl dieser Typ Mitarbeiter inzwischen sehr selten geworden sei. Die in der Hippie Ära geprägten Persönlichkeiten wie Jobs mit ihrer unkonventionellen Art und speziellen Persönlichkeit hätten es gegenwärtig in einer Zeit, wo es um Gleichschaltung und Angepasstheit geht, schwer. Viele Firmen haben heutzutage, auch wenn sie sich als noch so kreativ und mit noch so hoher sozialer Verantwortung darstellen, nicht mehr viel mit der kreativen kleinen Garagenfirma von Jobs und Wozniak gemein.

Steve Jobs Vermächtnis

Bereits gezeichnet durch seine schwere Krebserkrankung hielt Steve Jobs eine bewegende Rede vor Studenten und Studentinnen der renommierten Stanford Universität. In dieser motivierte er die Zuhörenden den Mut zu haben dem Herzen und der Intuition zu folgen. Steve Jobs selbst ist das beste Exempel dafür, was man Kraft seines Herzens und seiner Vorstellungskraft erreichen kann. Als Amerikaner mit Migrationshintergrund ist er ein Fallbeispiel, dass große Leistungen nicht von sozialem Status oder Herkunft abhängen. Er ist ein Beispiel dafür, dass Migration nicht nur eine Belastung sondern auch eine Chance für die Gesellschaft darstellen kann. In seinem Sinne bleiben wir hungrig und bleiben wir wagemutig neuen Herausforderungen gegenüber, denn sie beinhalten auch immer eine Chance.

Autor:

Daniel Witzeling, (*1985) Psychologe und Sozialforscher. Leiter des Humaninstituts Vienna (www.humaninstitut.at).

Als Sozialforscher beschäftigt er sich mit angewandter Psychologie auf verschiedenen gesellschaftlichen Tätigkeitsfeldern unter anderem Wirtschaft, Politik und Soziales.