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Das Fail-like-Beckham-Syndrom hat auch vor diesen Spielen nicht Halt gemacht. Das macht Olympia so besonders - und absurd zugleich.
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Stefan wer? Das mochten sich einige weniger sportaffine Zuschauer gefragt haben, als der 21-jährige Deutsche Stefan Luitz beim Riesentorlauf mit Startnummer elf ins Rennen ging. Zwar hat es Luitz schon zweimal im Weltcup aufs Stockerl gebracht, gegenüber Ted Ligety, Marcel Hirscher, Felix Neureuther, Alexis Pinturault und wie sie alle heißen, verblasste sein Name dann aber doch etwas. Das hat sich schlagartig geändert. Als Luitz nach zweitbester Zwischenzeit gen Ziel steuerte, hielt nicht nur der Führende Ligety den Atem an - den raubte es weniger Sekunden später auch dem Fahrer und dem staunenden Publikum: Ein Einfädler beim letzten Tor - die Höchststrafe im Skirennlauf - riss ihm den Ski aus der Bindung und ihn selbst aus allen Medaillenträumen. Es gehört in die Kategorie Ironie des Schicksals, dass Luitz gerade damit zu einem der Gesichter dieser Spiele wurde, die Bilder liefen auch am Tag danach auf allen Kanälen. Schließlich ist Olympia stets auch die Geschichte vom großen Scheitern, man denke nur an Luitz’ kombinierende Landsleute, die sich im Zielsprint im Einzel gegenseitig die Haxl’n stellten und sich am Ende über Bronze mehr ärgerten als freuten. Dass es am Donnerstag dann Team-Silber gab, vermochte dafür nur teilweise zu entschädigen. Oder man erinnere sich an Gregor Schlierenzauer, den erfolgreichsten Skispringer der Geschichte, der vergeblich seinem ersten Einzelgold hinterherjagte, dem hernach die Tränen kamen und die Nerven verließen, als er eine kleine Palastrevolution im besten Skisprungteam des vergangenen Jahrzehnts anzettelte. Oder an die Abfahrtsfavoriten Bode Miller und Aksel Lund Svindal, die die Hoffnungen auf die glänzendste aller Goldmedaillen im Schnee von Krasnaja Poljana begraben mussten. Oder an den Snowboard-Artisten Shaun White, der seinen Sport auf eine neue Stufe gehoben hatte, hier aber auf dem vierten Rang landete. Oder an Jewgeni Pluschenko, den russischen Eiszaren, der kurz vor dem krönenden Höhepunkt seiner Karriere aufgeben musste, Russland damit in einem der prestigeträchtigsten Bewerbe zum Zuschauen verdammte - und dafür zum Abschied mächtig Kritik erntete.
Dass die Großen am berühmt-berüchtigten Tag X nicht vor dem Scheitern gefeit sind, macht Olympia so besonders und absurd zugleich. Denn wer seinen Sport über Jahre so prägt wie diese Persönlichkeiten, hat es nicht verdient, als Verlierer in Erinnerung zu bleiben. Doch manchmal sind die Helden eben nicht nur die siegreichen, sondern auch die tragischen, das kennt man auch aus anderen Sportarten. Wer an David Beckham denkt, denkt ja auch unweigerlich an verschossene Elfmeter. Und der hat schließlich auch was aus sich gemacht.