Diese Worte schleuderte Fidel Castro 1953 nach einer gescheiterten Revolte den Richtern entgegen - doch ein Freispruch wird nicht fallen.
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Am 26. Juli 1953 stürmten 135 Rebellen unter Führung des 27-jährigen Rechtsanwalts Fidel Castro die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba mit dem Ziel, die Insel vom Osten her aufzurollen und den Diktator Fulgencio Batista zu stürzen. Sie scheiterten kläglich und standen drei Monate später vor Gericht. Sein fünfstündiges Plädoyer beendete Castro mit dem legendären Satz: "Verurteilt mich, es spielt keine Rolle, denn die Geschichte wird mich freisprechen." Er bekam 15 Jahre Haft. 18 Monate später amnestierte ihn Batista, worauf er in Mexiko die "Bewegung 26. Juli" gründete. Ende 1956 landeten 82 Guerillas in Kuba, zu Neujahr 1959 flüchtete Batista.
Vorerst rechnete Castro mit dessen Handlangern ab. Das Revolutionstribunal tagte im überfüllten Stadion von Havanna, nach kurzen Prozessen fielen an die 800 Todesurteile. Ein irritierender Auftakt zu Castros Programm, die liberale Verfassung von 1940 wieder in Kraft zu setzen und zwei Hauptpunkte zu erfüllen: rechtsstaatliche Demokratie und eine Landreform, um etwa das Elend der Arbeiter in den Zuckerplantagen zu beenden.
Das zielte auf den "Imperialismo Yankee" (USA), der aus Havanna eine Lasterhöhle gemacht hatte und Kuba mit Einfuhrquoten für Zucker gefügig hielt. Als "Patriot" und noch nicht bekennender Kommunist enteignete Castro allen US-Besitz und verwandelte Landwirtschaft, Produktion und 60.000 Kleinbetriebe in staatliche Kooperative. Das Volk jubelte dem "Maximo Lider" zu, die USA verhängten ein Handelsembargo, das beim Treibstoff besonders lähmend wirkte. In dieser Not sprang Russland, das endlich ein Sprungbrett nach Lateinamerika sah, Castro bei. Für fast die gesamte Zuckerernte wurde Kubas Bedarf an Erdöl zu zwei Dritteln, jener an Nahrungsmitteln und technischem Gerät bis zu 60 Prozent gedeckt. Castros Einheitspartei steckte Oppositionelle in ein KZ auf der Insel De la Juventud (Jugendinsel).
Andererseits zog Castro ein für Lateinamerika beispielhaftes Bildungs- und Gesundheitssystem auf, das allerdings nicht die Probleme einer Kommandowirtschaft löste. Die "Überproduktion" an Lehrern und Ärzten wurde zum Exportschlager: An die 50.000 Ärzte und mindestens 20.000 Lehrer wurden vor allem nach Lateinamerika geschickt und brachten der Staatskasse jährlich bis zu 4,5 Milliarden Euro ein.
Castro überstand die von der CIA 1961 organisierte Invasion in der Schweinebucht und die 1962 von Moskau angezettelte Raketenkrise, nicht aber den Kollaps des "Realsozialismus" 1989 in Osteuropa und den Wandel im Kreml. Bis 1995 sank der Konsum auf 60 Prozent, und bis zu 40 Prozent der Kubaner hungerten. Dagegen half auch nicht das Geld, das knapp zwei Millionen geflüchtete Kubaner nach Hause schickten.
Das zwang Castro zu Reformen, die aber die Diktatur nicht antasteten: Neue Bauernmärkte und Kleinhandel sollten 1,5 Millionen überschüssige Arbeitskräfte ruhigstellen. Dem internationalen Tourismus nahm man bürokratische Bremsen und hieß sogar "kapitalistische" Investoren willkommen. 2009 übertrug Castro alle Ämter seinem Bruder Raul. Dieser ließ aufhorchen: Kubas Probleme seien auch hausgemacht. Es sieht also nicht so aus, als spreche die Geschichte Fidel Castro frei.