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Die Gesellschaft braucht einen Tag zum Innehalten

Von Brigitte Pechar

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Nein, es ist nichts dabei, ab und zu einen Sonntagsdienst zu machen. Für viele Berufe gilt der Sonntagsdienst als Selbstverständlichkeit. Laut Statistik Austria arbeiten immerhin 680.000 Menschen in Österreich regelmäßig am Sonntag. Dennoch: Es macht für eine Gesellschaft als Ganzes einen riesigen Unterschied, ob diese Sonntagsarbeit die Ausnahme von der Regel ist oder Normalität. Sicher: Sonntagsarbeit wird gut bezahlt und damit auch attraktiv. Wird aber Sonntagsarbeit zur Normalität, werden über kurz oder lang auch die Zuschläge verebben - und die ökonomische Attraktivität für Arbeitnehmer ist Geschichte. Ob durch Sonntagsöffnung tatsächlich mehr Geld in die Kassen der Unternehmen gespült wird, ist ohnehin fraglich. Dazu gibt es Umfragen und Berechnungen mit sich widersprechenden Aussagen. Wesentlich wichtiger ist aber, dass sich die Gesellschaft einen Tag bewahrt, an dem sie innehält. Einen Tag, der nicht fremdbestimmt wird durch Erwerbsarbeit oder Konsumzwang. Einen Tag, der einem selbst, der Familie, der Beziehung, den Freunden Raum und Zeit gibt. In einer Welt, in der Dynamik, beruflicher Einsatz, ständige Erreichbarkeit durch die Entwicklung der Informationstechnologie den Ton angeben, braucht es Mittel zur Entschleunigung. Eine völlig individualisierte Entschleunigung ist aber sinnlos. Selbst Kinder brauchen ihren Ruhetag, einen Tag möglichst frei von zeitlichen und sonstigen Zwängen. Entschleunigung ist nur im Kollektiv möglich.