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Die getrennten Fußball-Fans

Von Alexander Strecha

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Fußball-Fans, die nicht vor Ort in Japan und Südkorea den WM-Spielen beiwohnen können, teilen sich in diesen Wochen in zwei komplett unterschiedliche Kategorien. Jene, die auf öffentlich-rechtliches Fernsehen vertrauen und die, die sich auf Premiere World den ultimativen Kick ab 8.30 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit geben können.

Erstmals seit langer Zeit ist die Fußball-Weltmeisterschaft den "Normalsterblichen" unter den TV-Konsumenten nicht völlig zugänglich. Ein Spiel am Tag muss genügen, dazu kommen zu späterer Stunde Zusammenfassungen. Vielleicht ist es sogar ein Vorteil, dass Sender wie der ORF in der Vorrunde im Abseits stehen und dann ab dem K.-o.-System wieder voll im Bild sind. Eine Übersättigung ist somit fast nicht möglich, die Fans bleiben hungrig auf die Spiele in der entscheidenden Phase.

Umgekehrt sind die Privilegierten von Anfang an live dabei, vorausgesetzt sie gehen einer Arbeit nach, die ihnen die Zeit gibt, von 8.30 bis 15.15 Uhr vor dem Fernsehgerät zu sitzen. Wer durchhält, springt innerhalb kürzester Zeit von Japan nach Südkorea und wieder zurück und hat am Nachmittag viereckige Augen. Die Premiere-Übertragungen selbst lassen zwar keinen Wunsch offen, dennoch macht sich das Gefühl des Fließband-Fußballs breit. Dass den Fans ja nicht nach der Vorrunde die Kraft ausgeht! Zwei Arten des Fußballkonsums, beide mit Vor- und Nachteilen.