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Die Glaskugel

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft

Heuer wird besonders deutlich: Durch Aufstellen eines neuen Kalenders sind die Probleme des alten Jahres auf den Investmentmärkten nicht gleich vom Tisch.


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Draußen scheint die Sonne, aber drinnen, in der Investment-Glaskugel, bleibt es trüb. Und Freitag, der 13., ist auch noch! Angesichts der Unsicherheiten auf den Kapitalmärkten überlegt man sich bisweilen, vielleicht doch wieder auf den Aberglauben zurückzugreifen. Die ersten Ausblicke der Investmenthäuser für 2012 sind durchwachsen, aber nicht ohne Hoffnungsschimmer, vage gehalten, aber alles in allem ziemlich gleich: Probleme wie die anhaltende Schuldenkrise in Europa müssen gelöst werden, und sowohl die USA als auch Schwellenländer wie China müssen es schaffen, ihr Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten.

Pioneer Investments Austria ist zum Beispiel relativ positiv eingestellt, wenn es um US-Aktien geht, da das "solide Gewinnwachstum der Unternehmen" auch heuer anhalten sollte. Aber eine "Gefahr" stelle auch jenseits des Atlantiks die "ungelöste Schuldenproblematik" dar, die "gerade im Wahljahr verstärkt in den Vordergrund treten könnte," so Hans Köck, Leiter "Investment Communications" bei der Unicredit-Tochter.

John Greenwood, Chefökonom der Investmentgesellschaft Invesco, ist überzeugt, dass die chinesische Wirtschaft nicht völlig abstürzen wird. Statt eines "Hard landing"-Szenarios geht er von einem "realen BIP-Wachstum von 7 bis 8 Prozent im Jahr 2012 von 3,5 Prozent" aus.

Aber Genaues weiß man nicht, und besonders neu ist das alles auch nicht. So hat auch das niederländische Bankhaus ING die "Houseview", also die hausinterne Einschätzung für 2012, wie folgt betitelt: "Neues Jahr, alte Herausforderungen". Denn nur weil wir ein neues Kalenderjahr schreiben, heißt das noch lange nicht, dass die alten Probleme aus dem Weg geschafft sind. Eigentlich müsste man zum Beispiel erst die mögliche Lösung der Euro-Schuldenkrise abwarten, um für 2012 eine Prognose abgeben zu können. Oder vielleicht sollte man das mit den Jahresprognosen vielleicht überhaupt lassen. Denn eines ist sicher: Die Volatilität an den Märkten wird bleiben und vielleicht noch zunehmen. "Heutzutage belasten heftige Stimmungsschwankungen auf Anlegerseite den Markt, gefragt ist eine dynamische Allokation", so ING.

Eine Möglichkeit ist, zu versuchen, sich dem neuen Rhythmus an den Märkten anzupassen. Das Problem dabei: Der Markt ändert sich umso schneller, je mehr Investoren auf ähnliche Trends setzen und ähnlichen Prognosen folgen. Jeder prognostizierte Kursabsturz wird somit zu einer "selbsterfüllenden Prophezeihung".

Die andere Möglichkeit ist ein Umdenken hin zu einer langfristigen Anlagestrategie, bei der man in Firmen und Werte investiert, bei denen man an eine langfristig positive Entwicklung glaubt, ohne zwischendurch allzu viel auf oft irrationale Marktverwerfungen zu schauen.

Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.