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Die globale Epidemie

Von Alexandra Grass

Wissen
Gesundes statt Fast Food - Studie zeigt Erfolge nach Ernährungsumstellung. Foto:fotolia
© © Steven Pawellek - Fotolia

Drei Millionen Menschen sterben an Folgeerkrankungen. | Forscher liefern Therapieansätze.


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Wien. Mit etwa 350 Millionen Erkrankten ist Diabetes mellitus mittlerweile als weltweite Epidemie anzusehen. Laut einer aktuellen Studie internationaler Forscher sind dies doppelt so viele Menschen wie noch im Jahr 1980.

Nerven-, Nieren- und Sehschäden, Bluthochdruck und Schlaganfall - die Liste der Folgeerkrankungen ist lang. Jährlich sterben etwa drei Millionen Menschen an den Folgen des volkstümlich als Zuckerkrankheit bezeichneten Leidens.

Bei dieser Stoffwechselstörung kommt es zum teilweisen oder vollständigen Ausfall der Produktion des körpereigenen Insulins. Dadurch sind Körperzellen nicht mehr in der Lage, Zucker zu verarbeiten. Dieser bleibt daher im Blut, und die Werte steigen an. Bekannte Risikofaktoren sind Übergewicht, Fehlernährung und Bewegungsmangel.

Unterschieden wird zwischen zwei Haupttypen. Fällt die körpereigene Insulinproduktion schon frühzeitig durch bestimmte Defekte aus, spricht man vom Typ 1. Diabetes Typ 2 beruht auf einer Insulinresistenz und ist hauptverantwortlich für den weltweiten Anstieg der Erkrankungen. Es handelt sich um eine Störung, bei der Insulin zwar vorhanden ist, an seinem Zielort, den Zellmembranen, aber nicht richtig wirken kann.

In den ersten Krankheitsjahren kann die Bauchspeicheldrüse diesen Defekt durch die Produktion hoher Insulinmengen kompensieren. Mit der Zeit kann sie aber die überhöhte Produktion nicht mehr aufrechterhalten. Das Insulin reicht dann nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Im fortgeschrittenen Stadium müssen die Betroffenen Insulin spritzen, um fatale Schäden für die Organe durch den hohen Zuckergehalt im Blut zu verhindern.

Für die bisher größte Diabetes-Studie war 2,7 Millionen Menschen über 25 Jahren der Blutzucker gemessen worden. Von den geschätzten rund 350 Millionen Betroffenen leben etwa 138 Millionen in China und Indien, 36 Millionen in den USA und Russland. "Wie unsere Studie zeigt, breitet sich die Zuckerkrankheit fast überall auf der Welt aus - im Gegensatz zu Bluthochdruck oder Cholesterin, die in vielen Gegenden eingedämmt werden konnten", erklärt Studienleiter Majik Ezzati vom Imperial College London im Fachblatt "The Lancet".

Die Krankheit vertreiben

Positiv ist der Therapieansatz von Forschern des Magnetic Resonance Center an der Universität Newcastle zu bewerten. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sich Diabetes entgegen bisheriger Annahmen durch eine strenge Diät mit nur 600 Kilokalorien täglich vertreiben lässt. Schon nach einer Woche geregelter Nahrungszufuhr wiesen die Studienteilnehmer vor dem Frühstück normale Werte auf. Auch drei Monate nach Ende der radikalen Diät waren sieben der elf Probanden in Bezug auf die Blutzuckerwerte gesund. Der Heilungseffekt beruht laut Forschern auf der Reduktion von Fettgewebe in der Leber und der Bauchspeicheldrüse. Dies kurbelte die Funktion der Insulin-produzierenden Betazellen an.

Welch hohen Stellenwert die Nahrung besitzt, zeigt auch eine weitere im "Lancet" publizierte Studie. So könnten nur sechseinhalb Stunden intensive Ernährungsberatung im Jahr mit einhergehender Ernährungsumstellung eine nachhaltige Senkung der Blutzuckerwerte erwirken. Das Forscherteam um Rob Andrews aus Bristol leitet daher ab, dass die Ernährungsberatung in der initialen Behandlung von Patienten mit Diabetes Typ2 Priorität haben sollte.

Website der Österreichischen Diabetesgesellschaft