)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wer Visionen hat, möge einen Arzt aufsuchen. Dieses (angebliche) Bonmot eines früheren Bundeskanzlers werden derzeit wohl einige in Wien jenen Herren und Damen nahelegen, die den Skiweltcupzirkus just auf den wohl berühmtesten Hügel der Stadt locken wollen - die Schönbrunner Gloriette. Diese auf den ersten (und auch auf den zweiten) Blick extravagante Vision hatte übrigens vor einem Jahr kein Geringerer als ÖSV-Boss Peter
Schröcksnadel. Der Tiroler, der in seiner langen Karriere so viele Träume verwirklicht hat, hat dabei wohl ein wenig auf die örtlichen Gegebenheiten vergessen. Mit Verlaub, aber die Gloriette ist kein Patscherkofel. Das gesamte Ensemble von Schönbrunn ist eines der bedeutendsten Kulturgüter der Republik, Welterbe und selbstredend unter Denkmalschutz. Man will sich gar nicht ausmalen, wie dort im Februar - auf möglicherweise schlammigem Terrain - tonnenschwere Lkw anrollen sollen, um das Gerüst für eine 60 Meter lange Rampe aufzustellen. Und wie sich dort 20.000 Fans unfallfrei für die Flora tummeln sollen, wo Besucher doch sommers vom Parkwächter aus dem Parterre gepfiffen werden. Wer den Weltcup wirklich nach Wien zurückholen will, sollte daher rasch einen anderen Standort ins Auge fassen - deren die Stadt ja genügend hat. Auf der Donauinsel stand soeben eine große Rampe für Snowboarder, auch auf dem Heldenplatz wurde schon skigesprungen. Skifahren vor der Gloriette ist ein bisschen wie Formel 1 auf der Ringstraße. Eine tolle Idee, die aber undurchführbar ist.