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Die Götter hatten ihren Spaß

Von Walter Hämmerle

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Kaum in Wien angekommen, ist Verena Remler auch schon wieder Geschichte. Ihr wahrscheinlich einziger Fehler: Ja gesagt zu haben, als zwei Macher keine bessere Idee gehabt haben.


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Keine Frage, diese Tage gehören den Neuen in den Spitzenämtern der Republik. Den Abtretenden im ÖVP-Team kräht nun kein Hahn mehr nach.

Dagegen ist wenig zu sagen. Die meisten hatten ihre Chance. Justizministerin Claudia Bandion-Ortner ist gescheitert. Für Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka, den letzten Vertreter der Ära Schüssel, fand sich eben kein Platz mehr. Und die Zukunft Fritz Kalteneggers als Parteimanager war ohnehin untrennbar mit jener Josef Prölls verbunden. Es gibt härtere Schicksale in diesem Land.

Das trifft sicherlich auch auf Verena Remler zu, aber die Götter der heimischen Politik haben sich für die 38-jährige Osttirolerin doch ein ganz besonderes Spiel ausgedacht.

Das Unglück nahm im Herbst 2010 mit der Suche nach einer Nachfolgerin für die glücklose Wiener ÖVP-Spitzenkandidatin Christine Marek als Familienstaatssekretärin seinen Lauf. Eine Tirolerin musste es sein und dem Arbeitnehmerbund verbunden. Das waren die Vorgaben, mit der Josef Pröll und Landeshauptmann Günther Platter sich auf die Suche machten.

Die Suche zog sich über Wochen, auch weil Marek bis Ultimo an ihrem Posten festhielt. Und das suchende Duo sammelte sich Absage um Absage ein. Aus Sicht der Medien stand damit schon fest: Die Neue, wenn es sie denn endlich geben würde, wird ein Notnagel sein, das ganze Prozedere der Postenbesetzung ein Witz: Fachkompetenz Nebensache, Hauptsache weiblich, tirolerisch und vom ÖAAB.

Als der Name Remlers Mitte November dann endlich aus dem Hut gezaubert wurde, fragte jeder nur "Verena wer?". In Wien hatten noch nicht einmal eingefleischte Exil-Tiroler etwas von der Lienzer Gemeinderätin und Leiterin des Sozialdienstes gehört.

Nach nicht einmal fünf Monaten, knapp 20 Presseaussendungen und einer Handvoll Pressekonferenzen später ist das Kapitel Bundespolitik für sie auch schon wieder beendet.

Was hat Remler falsch gemacht? Wahrscheinlich war der einzige Fehler, dass sie ja gesagt hat zum verlockend süßen Angebot aus Wien. Aber wer sagt da schon nein? Besiegelt haben das Schicksal diejenigen, die auf fast fahrlässige Weise bloß einen Namen für einen unwichtigen Posten gesucht und schließlich auch gefunden haben: Pröll und Platter. Remler ist als unbeschriebenes Blatt gekommen und geht als personifiziertes Sinnbild für den Irrwitz heimischer Innenpolitik. Das muss man auch einmal aushalten.

Aber auch Remler wird jetzt nicht ins Bodenlose fallen. Ihr Glück im Unglück wird durch den Aufstieg des Tirolers Johannes Rauch zum ÖVP-Generalsekretär ermöglicht. Dieser scheidet damit aus dem Landtag aus und Remler rückt auf das frei werdende Mandat nach. Die innenpolitischen Götter hatten ihren Spaß.