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Die Gräben vertiefen

Von Christoph Irrgeher

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Das Fernweh nach fremden Gedankenwelten hält sich derzeit in Grenzen. Ob rechts- oder linkslastig, der Mensch ätzt im "sozialen" Medium auf das Böse jenseits der eigenen Sphäre. Unter hellsichtigeren Geistern ist darum das Wort von der Blase aufgekommen: Die gelte es zu sprengen, um sich dem vermeintlichen Feind in einem offenen Dialog zu stellen. Dass das nicht leicht ist, bezeugen auch die (jüngsten) innergrünen Reibereien.

Nun sind bei dieser Übung nicht nur Vollbartveganer und FahrradfeministInnen gefordert. Fremdkontakt würde auch jenen guttun, die alten Werten das Wort reden. Wäre es nicht schön, würden sie Kritik nicht mit einem Entrüstungsreflex begegnen, sondern mit Dialogbereitschaft?

Andreas Gabalier hat nun jedenfalls Matthias Naske, Intendant des Wiener Konzerthauses, wegen eines Interviews in der "Presse" geklagt. Naske nahm darin dazu Stellung, dass es der Musikverein dem "Volks-Rock’n’Roller" erlaubt hat, sich im Großen Saal einzumieten. "Ein Fehler. Wir hätten das nicht gemacht", wird Naske zitiert. "Weil das Signale sind. Man muss wissen, wer Gabalier ist, wofür er steht, und dann abwägen." Dieser sah das als Affront: Er hat eine Wettbewerbsklage eingebracht, die auf Feststellung des Schadens und Widerruf wegen Herabsetzung lautet. Er sehe sich nämlich in ein rechtes Eck gedrängt, und das habe auch wirtschaftliche Folgen; erste Veranstalter hätten schon abgesagt. Kolportierter Streitwert: 500.000 Euro.

Nun kann man darüber streiten, ob und wie punzierend Naskes Sager waren. Was Gabalier jedenfalls gelungen ist: die Gräben weiter zu vertiefen.