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Zwei Millionen Österreicher (bei insgesamt 8,3 Millionen Einwohnern) sind derzeit in Pension. Nun allerdings könnte ihre Zahl sinken. Nicht, weil Österreich in einer groß angelegten Pensionsreform das Antrittsalter hinaufsetzt. Nein, die Spitzen der Republik lösen das Problem der alternden Gesellschaft nicht inaktiv, sondern innovativ: Die Pensionisten werden wieder beschäftigt und sind daher keine Pensionisten mehr.
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Für den künftigen Zivildienst, der "Sozialjahr" genannt wird, sollen Pensionisten herangezogen werden. Der Vorschlag der Caritas gefällt eigentlich allen. In Non-Profit-Organisationen sollte dies auch kein Problem sein.
Bei den Lehrern derselbe Vorgang: Manche Schulen finden keine jungen Lehrer mehr, sie holen pensionierte Pädagogen aus dem Ruhestand zurück. In Wien sollen 1500 pensionsberechtigte und -willige Lehrer erst gar nicht ausscheiden, sondern schlicht verlängern.
Andere Berufsgruppen werden vermutlich folgen, die Bevölkerung wird schließlich unabhängig von der jeweiligen Ausbildung älter.
Vielleicht ist diese Form der "Pensionsflexibilisierung" gar nicht so schlecht. Bei den Beamten werden viele in Pension geschickt, weil die Arbeitsstelle wegfällt und es rigorosen Versetzungsschutz gibt. Ein späterer Pensionsantritt würde dort niemandem etwas bringen. Aber diese Pensionisten für Sozialdienste zu begeistern, das hat Sinn.
Die Beispiele zeigen, dass die Pensionsversicherung auch am anderen Ende vor neuen Herausforderung steht. So wie sich immer mehr Junge für die "Ich-AG" entscheiden, weil sie keinen Angestellten-Job bekommen, so wird es auch bei den Älteren neue Formen der Beschäftigung geben. Nicht nur in den Sozialberufen, sondern auch im Dienstleistungsbereich. Schon heute finden frühpensionierte Postbus-Mitarbeiter nichts dabei, sich ein kleines Zubrot zu verdienen und für private Transportunternehmen Reisebusse nach Kroatien zu lenken. Und ehemalige Buchhalter aus dem öffentlichen Dienst erstellen als offizielle Ruheständler den Jahresabschluss für Kleinbetriebe.
Denn die Bevölkerung altert nicht nur, sie wird auch insgesamt gesünder. Auf den Websites der Pensionisten-Organisationen werben heute Fitnessgeräte-Hersteller und Wellness-Anbieter. Knoblauch-Tabletten gegen Vergesslichkeit waren gestern. Die Caritas hat das kapiert.