"Die Geschäfte werden auf jeden Fall gemacht, die Frage ist nur, ob wir dabei sind oder andere", brachte ein Teilnehmer der Regionalkonferenz "Gelebte Nachbarschaft" in Brünn die wirtschaftlichen Aussichten Österreichs bezüglich der EU-Erweiterung auf den Punkt.
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Die wirtschaftliche Zusammenarbeit in den Grenzregionen Österreichs mit den EU-Beitrittskandidaten stand im Zentrum der von der Erste Bank initiierten Regionalkonferenz, an der am Freitag in Brünn über 300 Vertreter von Klein- und Mittelunternehmen (KMU) und Wirtschaftsexperten teilnahmen.
Auf tschechischer Seite würden sich die Unternehmer bereits intensiv auf die EU vorbereiten, zum Beispiel durch die Umstellung auf verschiedene EU-Normen, berichtete Gernot Mittendorfer, Vorstandsdirektor der zur Erste Bank Gruppe gehörenden Ceska sporitelna, über seine Erfahrungen vor Ort. Die Ceska sporitelna sei hier auch ein wichtiger Ansprechpartner und Informant bezüglich EU-Projekte und Förderungen. Die wirtschaftliche Entwicklung werde hier jedenfalls besser sein als im EU-Schnitt. Die Erste Bank prognostiziert für die Tschechische Republik für das Jahre 2003 ein Wirtschaftswachstum von 3%. Natürlich gebe es beiderseits noch immer Vorbehalte gegenüber den Nachbarn, so Mittendorfer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Ich kann mich erinnern wie ich als Kind vor dem Grenzbalken gestanden bin - für uns war das wie das Ende der Welt", erzählt der gebürtige Oberösterreicher. "Wenn man dann aber in diesem Land lebt, sieht man das ganz anders".
Ein oft unterschätztes Problem, das im Laufe der Konferenz von mehreren Experten angesprochen wurde: In den Grenzregionen gibt es zwar bereits gute wirtschaftliche Kooperationen und grenzüberschreitende touristische Projekte, aber neben reellen Problemen (z.B. mangelnde Infrastruktur, Staus bei den Grenzübergängen) gibt es auch nach wie vor "die Grenze im Kopf". "Das ist ein bekanntes Phänomen", erläutert Ilan Knapp, Geschäftsführer der Regionalentwicklungsagentur Eco Plus, "je näher die Leute bei der Grenze wohnen, desto schwerer fällt es ihnen, über die Grenze hinweg zu denken".