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Unser Ausstieg aus Öl und Gas bringt riesige Kosten, aber nur sehr bescheidenen Nutzen.
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Betrachtet man die Welt aus der Perspektive von Wien oder Berlin, sind Erdöl und Erdgas gleichsam Auslaufmodelle, die eher früher als später verschwinden werden. Zu klimaschädlich, zu begrenzte Ressourcen, zu wenig nachhaltig und deswegen zum Aussterben verurteilt wie die Kohleheizung oder das Dieselaggregat.
Betrachtet man die Welt hingegen etwa aus dem All, kommt man zu einem ganz anderen Bild. Denn weltweit nimmt der Verbrauch von Erdöl mit kleinen Abweichungen von Jahr zu Jahr zu; seit 1970 hat er sich verdoppelt, und 2022 wird so viel vom schwarzen Saft gefördert und verbraucht werden wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Alles deutet darauf hin, dass dieser Trend auch in den nächsten Jahren ungebrochen anhalten wird.
Das heißt: Weltweit kann nicht die Rede davon sein, dass fossile Brennstoffe an Bedeutung verlieren oder gar zurückgedrängt würden. Ganz im Gegenteil. Unsere Wahrnehmung der Situation beruht weitgehend auf einer Art optischer Selbsttäuschung.
Das Faktum des steigenden Öldurstes der Welt ändert sich auch nicht im Geringsten, wenn etwa Deutsche oder Österreicher, dem weisen Ratschlag Greta Thunbergs folgend, auf den Konsum der klimaschädlichen Substanz gänzlich verzichten. Denn jene 1 Prozent (im Falle Deutschlands) oder gar nur 0,1 Prozent (Österreich) des globalen Ölkonsums, die in diesen Ländern verbraucht werden, würden dann ja nicht unter dem Wüstensand Arabiens oder dem Boden der Nordsee verbleiben, sondern natürlich trotzdem auf den Markt kommen und dort gekauft und verbraucht werden. Nicht zuletzt, weil ein kleiner Wegfall der Nachfrage die Preise dämpft und so wieder Nachfrage generiert.
Dem steht gegenüber, dass der Verzicht auf fossile Energieträger - bei gleichzeitiger alberner Askese in Sachen AKW - natürlich zu enormen Kosten, damit verbunden steigenden Preisen und letztlich Wohlstandsverlusten führt. Der Krieg in der Ukraine hat diesen Effekt nun noch einmal geboostert; eingetreten wäre er in etwas milderer Form auch ohne diesen Konflikt.
Wenn aber der absehbare und geplante Ausstieg der deutschsprachigen Länder aus dem Erdöl der Umwelt praktisch keinen Nutzen bringt, diesen Staaten aber wirtschaftlichen Schaden zufügt, dann stellt sich schon die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der ganzen Sache. Denn letztlich profitiert vor allem China davon, wenn unsere Wettbewerbsfähigkeit nachlässt, bloß weil wir mit eher untauglichen Methoden die Welt retten wollen.
Einen nicht unoriginellen, wenn auch wohl nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag, wie das wirklich zu bewerkstelligen wäre, hat jüngst der Schweizer Wirtschaftspublizist Beat Gygi gemacht: Wollten Staaten wie Deutschland, die Schweiz oder Österreich tatsächlich den Ölverbrauch der Welt reduzieren, müssten sie Öl aufkaufen, aber nicht verbrennen, sondern wieder einlagern für alle Zeiten. Nur so, argumentierte er logisch zwingend, könne der globale Konsum verringert werden, jedenfalls solange nicht die Förderung entsprechend erhöht werde.
Aber so wichtig ist uns das Klima dann ja doch wieder nicht, dass wir diese Kosten tapfer auf uns nehmen würden.