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Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger fordert einen Mindestlohn von 1700 Euro brutto für einen Vollzeitjob.
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Wien. Den Job zu verlieren, kann jedem passieren. Wenn dann aber die Wochen dahinrinnen und die Zuversicht, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, mehr und mehr schwindet, belastet das nicht nur die Psyche massiv, sondern führt oft direkt an die Schwelle zur Armutsgefährdung und zur sozialen Ausgrenzung. Aber auch mit schlecht bezahlter Arbeit lässt es sich mehr schlecht als recht leben.
Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger fordert deshalb einen Mindestlohn von 1700 Euro brutto für einen Vollzeitjob. Die für das mittlerweile 17. Volkshilfe-Sozialbarometer befragten Österreicherinnen und Österreicher unterstützen diese Forderung zu 86 Prozent. 1700 Euro brutto ergibt ein Nettogehalt von rund 1300 Euro – die von der EU definierte Armutsgefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt liegt bei 1161 Euro im Monat. Rund 300.000 Menschen in Österreich verdienen trotz Erwerbstätigkeit weniger als diesen Betrag.
Kann sich die Wirtschaft 1700 Euro Mindestlohn leisten? – Die großen Unternehmen jedenfalls könnten das, sagte Fenninger am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Im Gegenzug sollten Firmen steuerlich entlastet werden. Er denkt auch über vermögensbezogene Steuern und Umweltsteuern nach. Drei Viertel der vom Sora-Institut Befragten stimmten der Aussage zu, dass sehr hohe Einkommen in Zukunft einen höheren Betrag zum Steueraufkommen leisten sollten.
Beim Thema Arbeitszeitverkürzung ist die Bevölkerung gespalten. Jeweils 46 Prozent stehen positiv beziehungsweise negativ zu einer 35-Stunden-Woche.
Perspektiven für Asylwerber schaffen
Die Flüchtlingsbewegung sei eine weitere große Herausforderung für den Arbeitsmarkt, so Sozialexperte Fenninger. Dass Asylwerber im Zuge des Asylverfahrens nur sehr eingeschränkt arbeiten dürfen, erschwere die Integration. Fenninger spricht sich dafür aus, dass vor allem jüngere Asylwerber eine Ausbildung mit Abschluss bekommen sollen. Damit hätten sie bessere Chancen auf dem Jobmarkt und die Aussicht auf ein selbständiges, unabhängiges Leben. Als Flüchtling anerkannt zu werden, dann aber den ganzen Tag untätig vor dem Fernseher zu sitzen, sei keine Perspektive.
Sprache als Schlüssel zur Integration
Die Hauptvoraussetzung dafür, dass Asylwerber fit für einen Job gemacht werden können, seien Deutschkenntnisse. Die Volkshilfe fordert österreichweit verpflichtende Deutschkurse für Asylwerber. Drei Viertel der für das Sozialbarometer Befragten pflichten der Volkshilfe in diesem Punkt sein. In den Kursen sollten nicht nur die Sprache gelehrt, sondern auch Regeln für das Zusammenleben in Österreich vermittelt werden.
Eine weitere Forderung der Volkshilfe ist der Ausbau von öffentlich geförderten Beschäftigungseinrichtungen, damit auch Menschen, die am regulären Arbeitsmarkt nicht unterkommen, eine Chance bekommen. Vor allem Dauerarbeitsplätze in sozialökonomischen Betrieben und gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten wären wichtig. Diese gebe es derzeit nur für Menschen mit Behinderung.