T-Shirts um einen Euro, Handy-Gesprächsminuten um einen Cent, Lebensmittel um minus 50% bzw. minus 51% - und jetzt auch noch mehr billige Wohnungseinrichtung: Am 11. Juni eröffnet der Möbelhandelsriese Leiner/kika den ersten Standort seines neuen Diskonters "möbel.lager" in Krems.
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Nach Schätzungen von Branchenexperten setzt der Möbelhandel etwa ein Fünftel im Top-Segment um, 80% entfallen auf Diskonter.
"Die Spirale nach unten ist noch nicht abgeschlossen. Die großen Möbelhändler haben noch Puste", kommentiert Werner Beutelmeyer vom Linzer Marktforschungsinstitut market. "Die Möbelbranche hofft, mit mörderisch tiefen Preisen Appetit auf's Möbelkaufen zu wecken", sagt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Sollte die Konjunktur nicht anspringen - und Beutelmeyer glaubt nicht an eine baldige Erholung - werde das auch geschehen: "Die Konsumenten werden jeden Euro zwei bis drei Mal umdrehen."
Auf der Strecke würden Umwelt, manche Produzenten und mittlere Betriebe bleiben: "Die Mittelunternehmen sind bereits tot. Der Tischler hingegen hat noch Chancen, weil er's persönlich macht", ist Beutelmeyer überzeugt.
Hochpreisige Ware hat im Diskontbereich keinen Platz. Zwar sagt Herbert Koch, Geschäftsführer der Leiner/kika-Möbel-HandelsGmbH: "Wir werden uns auch hier an Natur- und Umweltstandards halten." Nicht denkbar sei aber ein Geschäftssiegel etwa für "fair" gehandelte Teppiche im Hochpreissegment, wie es die Leiner-Filialen führen.
Seit 15 Jahren ist Möbelix am Markt, die Billigschiene der Lutz GmbH. Seitens Möbelix wird der Eindruck vermittelt, die neue Konkurrenz mit Gelassenheit zu nehmen: "Kika hatte ja bereits die Diskonthek, die eingeschlafen ist. Jetzt hängt man der ein neues Mascherl um. Möbelix ist der uneingeschränkte Marktführer", gibt sich Möbelix-Sprecher Thomas Saliger zuversichtlich.
Möbelix plant, heuer zehn neue Standorte zu eröffnen - ähnlich viele wie "möbel.lager". Ewald Repnik, Geschäftsführer von "möbel.lager", sagt: "Das wird eben Wettbewerb sein. Auch untereinander." Denn auch für Leiner könne es mitunter "nicht nur lustig" werden. Im Durchschnitt würden die Preise der Möbellager-Produkte um 10% unter jenen der "normalen" Möbelhäuser liegen. Jede Leiner/kika-Schiene müsse selbst bestehen können, erläutert Repnik. "Wir hoffen, dass wir uns möglichst wenig kannibalisieren."
"Ostwärts"
Ab 2005 soll der Diskonter "möbel.lager" auch in den mittel- und osteuropäischen Ländern vertreten sein. Die erste Filiale sei im Raum Budapest geplant. "In Tschechien und Ungarn können wir mit konventionellen kika-Produkten nicht punkten, da ist die Kaufkraft noch zu niedrig", erklärt Repnik. Wie groß das Potenzial für die Billigschiene in den EU-Erweiterungsländern ist, könne derzeit nicht abgeschätzt werden.
Ziel in Österreich sei es, 2 bis 3 Mill. Euro umzusetzen. Bei 10 bis 15 Standorten würde das einem Marktanteil von bis zu 13% im Diskont-Möbelmarkt entsprechen. Leiner/kika setzte im vergangenen Jahr in Österreich und Ungarn 1,170 Mrd. Euro um.