Frauen und Schuhe - das ist eine Liebe, die meist ein Leben lang hält. Warum sind Frauen so fasziniert von Schuhen? Kaum eine gerät nicht ins Schwärmen, wenn sie von Stilettos, edlen Pumps oder lässigen Cowboyboots spricht. Was steckt hinter dieser Leidenschaft, bei der Männer meist nur verständnislos die Stirn runzeln?
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Ich gestehe es: Auch ich bin dieser Leidenschaft verfallen. Stundenlang kann ich mich in einem Schuhgeschäft umsehen und all die neuen Modelle probieren. Männer sind da störend - höchstens die beste Freundin darf mit und bekommt genauso leuchtende Augen, wenn die Schuhverkäuferin wieder mit einem Schuhkarton aus dem Lager kommt. Und auch wenn sich schon unzählige Paare zu Hause im Schuhkasten türmen, diese lilafarbenen Stilettos muss ich einfach haben. Sich von einem Paar trennen? Fast unmöglich, da wird der Schuster bekniet, doch noch zu retten, was zu retten ist, schließlich passen doch die lässigen Boots so gut zu den Jeans....
Keine Frau war wirklich überrascht, als der Schuhtick von Imelda Marcos bekannt wurde. Wenn man uns nur ließe, wie wir wollten, und das nötige Kleingeld keine Rolle spielen würde, ja dann hätte wohl jede von uns ein "kleines Schuhmuseum".
Schuh-gen? Woher kommt diese Liebe zu Schuhen? Gibt es gar ein Schuh-Gen, das nur Frauen besitzen? Und warum kaufen wir auch Schuhe, in denen es eher eine Qual ist zu gehen als ein Vergnügen? Da hilft es auch nichts, wenn uns Ärzte immer wieder vor ungesundem Schuhwerk warnen. Natürlich wissen wir, dass bei falschem Schuhwerk Rückenschmerzen, verformte Zehen oder Schlimmeres drohen. Aber das vergessen wir sehr rasch, wenn uns wieder ein neues Paar Riemchen-Stilettos aus dem Schaufenster anlacht.
Männer schüttelten den Kopf und dachten, dass der Schuhtick von Carrie Bradshaw in "Sex and the City" schon sehr überspitzt ist - wir Frauen lachten insgeheim und wussten, dass es fast detailgetreu unsere Schuhleidenschaft beschrieb.
Wie viele sind normal? Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Sie verrückt sind, wenn Sie mehr als na, sagen wir mal 25 Paare Ihr eigen nennen. Einer Studie zufolge hat jede zweite Frau mehr als 25 Paar Schuhe. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage unter 1000 Frauen zwischen 20 und 50 Jahren. Die Studie fand heraus, dass 38 Prozent der Frauen zwischen 10 und 25 Paar Schuhe im Schrank haben. 17 Prozent der Frauen besitzen 10 Paar.
Männer kommen da mit weit weniger aus. Viele haben ein braunes, ein schwarzes Paar, vielleicht noch Stiefel und Sportschuhe - basta. Mehr braucht man(n) doch nicht, oder?
Das würde wohl keine Frau unterschreiben. Es gibt zwar Ausnahmen, wie zum Beispiel den TV-Moderator Kai Pflaume. Der gestand, dass er 30 Paar Schuhe im Schrank hat. Er verriet sogar, dass er für sein teuerstes Paar - handgenähte Slippers - über 400 Euro berappt hat. Da kommt er schon in die Carrie Bradshaw-Liga...
Aber es muss gesagt werden, dass solche Männer eher die Ausnahme sind.
Diese Leidenschaft bleibt schon bei den Frauen. Es gibt viele, sogar viele Stilikonen und Promis, die zu ihrem Schuhtick stehen. Die Komödiantin Bette Midler ließ einmal verlauten: "Gib einem Mädchen die richtigen Schuhe und sie wird die Welt erobern." Auch Sexsymbol Marilyn Monroe konnte den Highheels nicht widerstehen: "Ohne Highheels bin ich nur ein halber Mensch", soll sie einmal gestanden haben.
Wer glaubt, dass die 3000 Schuhpaare von Imelda Marcos die Grenze sind, der hat nicht mit Popstar Maria Carey gerechnet. Die Sängerin besitzt nach eigenen Angaben mehr als 10.000 Paar. Sie ließ dafür extra ein Zimmer einrichten.
Mit ca. 300 Paaren liegt Verona Pooth (ehemals Feldbusch) auch nicht schlecht im Rennen.
Mehr als nur Fußbekleidung. Manche Frauen gehen sogar so weit zu behaupten, dass Schuhkaufen genauso prickelnd ist wie guter Sex!
Der Versuch einer Erklärung ist schwer. Es gibt nicht nur eine Antwort auf die Frage, warum Frauen Schuhen nicht widerstehen können. Die Antworten sind so individuell wie die Frauen selbst. Eine Frau hat einmal gemeint: "Ich mag Schuhe, weil ich mich einfach schön fühle in tollen Schuhen." Andere sind überzeugt: Edle Schuhe lassen das ganze Outfit glamourös erscheinen. Wir können unser Alltags-Outfit damit aufpeppen, indem wir in edle Stilettos schlüpfen.
Wir können mit unseren Schuhen wie mit unserer Kleidung unseren Stil betonen. Unsere Schuh-Vielfalt spiegelt die Vielfalt unserer Charakterzüge wieder: Pumps, Sneakers, Flip-Flops, Sandalen, Schlappen, Stilettos, Plateausohlen, Ballerinas, Boots... - es gibt praktisch für jede Laune und jedes Outfit den richtigen Schuh.
Sie passen immer. Wenn man vor einem gut sortierten Schuhschrank steht, dann ist es manchmal so, wie wenn man wieder zehn Jahre alt ist und in einem Zuckerlgeschäft vor all den bunten Köstlichkeiten steht. Die Wahl fällt damals wie heute nicht leicht. Außerdem enttäuschen uns Schuhe nicht - sie zeigen uns nicht, wenn der Zeiger der Waage wieder einige Striche raufgeklettert ist. Jedes Kleid beginnt zu zwicken, wenn wir einige Kilos zulegen, die Jeans spannen, die Bluse wird eng, doch die Schuhe werden immer noch passen und unsere Füße genauso gut aussehen lassen wie beim Kauf.
Und es ist einfach ein unwiderstehliches Gefühl, in hohen Stilettos in einen Raum "zu schweben". Der Gang wird erotischer, man merkt die bewundernden Blicke der Männer und fühlt sich für Momente wie Aschenputtel auf dem Ball.
Natürlich haben sich auch Psychologen schon Gedanken über den "Schuhtick" der Frauen gemacht. Hier gibt es zwei Theorien.
Der Wunsch nach Verwandlung. Frauen sammeln Schuhe, weil es ihren Wunsch nach ständiger Verwandlung stillt. Schuhe ermöglichen es den Frauen, nach Lust und Laune in wechselnde Rollen zu schlüpfen: vom sportlich-unkomplizierten Kumpeltyp in Sportschuhen zur seriösen Businessfrau in Pumps bis hin zur Femme Fatale in Highheels oder sexy Stiefeln. Der zweite Erklärungsversuch klingt weit weniger harmlos: Der Schuhkauf kann auch ein Frustkauf sein, um Probleme zu überdecken und sich ein wenig über den grauen Alltag hinweg zu trösten.
Schuhkauf ist auch bequemer als Kleidungskauf: Zum Anprobieren muss man sich nicht umständlich in eine kleine Kabine drängen, um sich in die Kleidung zu zwängen. Schon auf den ersten Blick erkennen die Frauen, ob die Schuhe gefallen und zu einem passen.
Eine weitere Erklärung: Es gibt kaum Frauen, die ihre Füße nicht mögen. Sie haben etwas an ihrem Busen, an ihrem Po oder an ihrer Nase auszusetzen, aber mit ihren Füßen sind sie meist zufrieden. Sie wollen sie deshalb besonders hervorheben, die Aufmerksamkeit auf sie lenken.
Vielleicht hat Ihre Leidenschaft zu Schuhen aber auch einen ganz anderen Ursprung - ganz egal, warum Sie Schuhe und den Schuhkauf lieben, stehen Sie dazu und leben Sie sie aus!
Und wer jetzt so richtig Lust bekommen hat, seinen Schuhschrank wieder ein wenig aufzufüllen, der kann ja zu den diversen Schuhmessen im In- und Ausland pilgern. Anlässlich so einer Messe verriet eine Frau mit kleinem Schuhtick: "Ich habe hier fünf Stunden mit meiner Freundin verbracht. Ohne Essen, Trinken, ohne auf die Toilette zu gehen oder das Handy abzunehmen", gesteht sie. Welche Frau könnte ihr das nicht nachfühlen?