Von einer Gründerwelle würde er nicht sprechen, betonte gestern Alfons Helmel, Bundesgeschäftsführer der Jungen Wirtschaft Österreichs, anläßlich einer Buchpräsentation in der | Wirtschaftsuniversität Wien zum Thema Unternehmensgründung.
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Ein Grundproblem sei die mangelnde Erziehung zur Selbständigkeit. Bürokratische Hindernisse und ein erschwerter Zugang zu Fremdkapital täten das übrige, um hoffnungsfrohen Jungunternehmern den
Schritt in die Selbständigkeit zu verleiden. Aber auch der starke Pragmatisierungsgrad in Österreich bremse das Jungunternehmertum.
Univ.-Prof. Johann Risak, einer der Herausgeber des vorgestellten Buches "Unternehmensgründer gesucht. Der Schritt in die Selbständigkeit", bescheinigte der Gründerwelle nur ein verbales Rollen. Ein
Gründer müsse "von der Idee besessen, von der Selbständigkeit beseelt sein und Fachwissen haben". Risak beklagte im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" die allerdings mangelnde
Leistungsorientiertheit der Mittelschulen. Außerdem würden zu starke Reglementierungen den Willen zur Leistung unterbinden.
Risak betonte weiters das Fehlen von "Leithammeln" zumindest in der Öffentlichkeit · eine Personalisierung des erfolgreichen Unternehmers sei wichtig. Wenn es dem Staat gelänge, den Bereich der
Schwarzarbeit als nicht legitimiertes Unternehmertum in die legale Wirtschaft zurückzuholen, könnten zahlreiche Jungunternehmer die Gründerstatistik aufwerten, betonte Risak. Angesprochen auf die
geringe Quote von Uni-Absolventen, die den Sprung in die Selbständigkeit wagen, meinte der Professor, daß den Studenten diese Möglichkeit nicht schmackhaft genug gemacht werde. Im Falle eines eigenen
Lehrstuhles für Entrepreneurship sollten vorwiegend Praktiker unterrichten, die Vorbildwirkung hätten.
Risak/Exner/Stadler (Hg.): "Unternehmensgründer gesucht. Der Schritt in die Selbständigkeit", 335 Seiten, 398 Schilling, Service Fachverlag an der Wirtschaftsuniversität Wien, Wien 1998.