Auch Spitzenkandidaten müssen korrekt wählen. Wenn nämlich die Wahlhelfer in einer Simmeringer Volksschule den Klubobmann der Grünen, Christoph Chorherr, mit einem gestrengen "Verkleben" zum Zupicken seines Wahlkartenkuverts auffordern, dann kann das der grüne Spitzenkanditat nur mit "Das sind lauter Grün-Sympathisanten in Simmering" quittieren. In Wiens roter Hochburg gaben insgesamt fünf Grün-Kanditaten ihre Stimme ab - mit Wahlkarten.
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Diese "Wahlkartenaktion" sei als Protest zu verstehen, meinte Kultursprecherin Marie Ringler. "Ärgerlich" sei es, dass eine Wahlkartenwahl aus einem anderen Bundesland nicht erlaubt war. Als Statement war auch das Wählen im roten Simmering zu verstehen: "Nur Grün-Wähler", grinste Chorherr, ob der forschen "Verkleben"-Aufforderung. Außerdem ist in diesem Bezirk Maria Vassilakou die Spitzenkanditaten der Grünen. Aber das konnte der guten Laune keinen Abbruch tun. Einen Wehmutstropfen gab´s allerdings schon: Die grüne Bim, die während des gesamten Wahlkampfes im Einsatz war, trat gestern ihre letzte Fahrt an: Mit Musikuntermalung vom Karlsplatz Richtung zehnter Bezirk.
Viel Optimismus wurde demonstriert. "Mein jüngster Tipp sind 12,3 Prozent für die Grünen", prophezeite Chorherr. Die Freiheitlichen werden mit 24 Prozent, die ÖVP mit 17 aus der Wahl hervorgehen, der SPÖ sagte Chorherr 43 Prozent voraus.
Mit dem Wahlkampf der Grünen war Chorherr sehr zufrieden. Zwei Jahre hat man sich darauf vorbereitet, verriet der Klubsekretär Robert Luschnik. "Off the records ist nichts anderes gesagt worden, als on the records. Die Ausgangssituation ist einfach ideal", weiß Chorherr, der sich beim Mittagessen mit Salat für den Wahlabend stärkte. Das Ergebnis betrachtet er als vorläufigen Zenit, weshalb Nervosität - eigentlich - unangebracht sei.