)
Consultants-Sparte: Zahlreiche Projekte praktisch wertlos. | Problemfälle sind offenbar im Konzern verblieben. | Wien. Dass nur die Wirtschaftskrise an der Notlage der Kärntner Hypo Group Alpe schuld sein soll, darf getrost ins Reich der Mythen und verzweifelten PR-Gags verwiesen werden: Im März 2007 verkaufte die Bank ihre sogenannte Consultants-Sparte, über die sie an Immobilienprojekten auf dem Balkan beteiligt war.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Damals konnte von einer Wirtschaftskrise noch keine Rede sein. Ein Blick in die geheimen Verkaufsunterlagen, die der "Wiener Zeitung" vorliegen, offenbart jedoch die - schon damals vorhandenen - tiefgreifenden Probleme im Beteiligungsportfolio der Hypo.
Bevor der Consultants-Verkauf - der mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft beschäftigt - über die Bühne gehen konnte, musste die Braut nämlich nicht nur geschmückt, sondern offenbar einer plastischen Notoperation unterzogen werden: Von insgesamt 115 Projekten in Kroatien, Bosnien und Serbien wurden letztlich ganze 42 im Vorfeld des Deals aussortiert.
Keine Zukunft mehr
Stolze 15 davon wiesen Ende 2005 einen Buchwert von null Euro auf, weitere acht standen mit weniger als 10.000 Euro in den Büchern. Während andere Projekte mit ähnlich niedrigen Buchwerten Teil des Verkaufsangebots blieben, dürfte es zumindest für diese 23 Gesellschaften - also ein Fünftel des Gesamtportfolios - keine Chance auf eine positive wirtschaftliche Zukunft gegeben haben.
Die Problemfälle sind wohl nicht zuletzt dadurch entstanden, dass die Hypo die Consultants-Sparte auch als Auffanglösung für gescheiterte Immobilien-Finanzierungen benutzt hat: So wurden Projekte, für die die Hypo Großkredite vergeben hatte, in Beteiligungen umgewandelt, falls der Kreditnehmer seine Schulden nicht bedienen konnte. Die Bank musst dann den Kredit nicht abschreiben.
Consultants-Chef Gerhard Süss bestätigte 2007 im Banken-U-Ausschuss des Nationalrats, dass es "vielleicht zwei, drei Mal im Jahr" solche Arrangements gegeben habe. Über längere Zeit ist hier also vielleicht eine erkleckliche Zahl an problembehafteten Beteiligungen zustande gekommen. Die bei weitem größte Consultants-Tochter - jene in Kroatien - wurde immerhin bereits 1997 gegründet.
Freilich dürfte nicht der gesamte Ausleseprozess vor dem Consultants-Deals im Abstoßen schlechter Projekte begründet gewesen sein: Einerseits wurden einige Beteiligungen aussortiert, an denen die Hypo nur einen Minderheitsanteil hielt. Andererseits wurden einzelne Sub-Firmen, die nicht im Immobilienbereich tätig waren, separat zum Verkauf angeboten. Insider bestätigen aber, dass auch Projekte "in einer gewissen Schieflage" betroffen waren.
Nun stellt sich die Frage, was aus den vielen - praktisch wertlosen - Beteiligungen geworden ist. Laut der Geheimunterlage, die Kaufinteressenten für die Consultants-Sparte Ende November 2006 erhalten haben, sind die aussortierten Projekte im Laufe des genannten Jahres verkauft worden. Wer legt aber gutes Geld für potenzielle Problemfälle auf den Tisch?
Gescheitert in Kroatien
Insider vermuten, dass die Hypo auf vielen davon sitzen geblieben ist. Und tatsächlich: Zwar gibt die Bank zu den Beteiligungen ihrer zahllosen Konzerntöchter keine Auskunft und führt diese auch nirgends an. Einzelne bekannte Namen tauchen aber dennoch im gerade veröffentlichten Geschäftsbericht 2009 auf: etwa die berühmt-berüchtigte Rezidencija Skiper.
Dahinter verbirgt sich ein gescheitertes Hotel-Projekt in Kroatien, das einst zur Österreich-Tochter der Consultants-Sparte gehört hat. Laut Geheimpapier sollte diese die Rezidencija Skiper bis 31. Dezember 2006 verkaufen. Drei Jahre später gehört das Problem-Projekt immer noch zum Hypo-Reich: Die Bank ist mit 25 Prozent beteiligt, der - auf diesen Anteil heruntergerechnete - Jahresverlust betrug im Vorjahr 1,2 Millionen Euro. Auf die Hypo entfallen 4,1 Millionen Euro an negativem Eigenkapital.
Aktuelles und Hintergründe zum Hypo-Skandal finden Sie unter
www.wienerzeitung.at/hypo