Der Paramilitarismus ist in Kolumbien ein traditionelles Phänomen, das im Gefolge des Bürgerkriegs Mitte des vorigen Jahrhunderts, der Zeit der "Violencia" (Gewalttätigkeit), begann. Damals stellten Grundbesitzer private Gruppen auf, um ihre Besitztümer vor sozialrevolutionären Forderungen der Landbevölkerung zu schützen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Angesichts der mangelnden Präsenz des kolumbianischen Staates besonders in den ländlichen Gebieten sahen sich vermögende Personenkreise und Interessensgruppen - von Großgrundbesitzern über Wirtschaftsunternehmen bis hin zu den Drogenhändlern - immer wieder veranlasst, zur Sicherung und Durchsetzung ihrer Interessen private bewaffnete Verbände einzusetzen.
Neben dieser Funktion hat der Paramilitarismus in Kolumbien auch eine klare politische Komponente entwickelt. Der Zweck der paramilitärischen Einheiten liegt nämlich auch darin, im internen Krieg gegen tatsächliche und vermeintliche Oppositionelle von den staatlichen Sicherheitskräften die "Schmutzarbeit" zu übernehmen. So hat sich der Kampf der in den "Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens" (AUC) zusammengeschlossenen paramilitärischen Verbände in den letzten zwei Jahrzehnten vor allem gegen Funktionäre der Linkspartei "Patriotische Union" - von denen in den 80er-Jahren über 3000 AktivistInnen ermordet wurden -, gegen Führer von Gewerkschaften, Bauernbewegungen, indigenen Völkern, Studentenverbänden usw. gerichtet.
Eine weitere Funktion der AUC liegt in der Aufständischenbekämpfung. In enger Zusammenarbeit mit der Armee gelang es den Paras, deren Truppenstärke in den letzten Jahren sprunghaft auf etwa 15.000 Mann anstieg, die Guerilla von vielen ihrer traditionellen Bastionen im ganzen Land zu vertreiben.