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Die Hascherlmacher

Von Edwin Baumgartner

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In Deutschland aufgekommen, hat die Völkerball-Diskussion auch die österreichische Grenze überschritten: Völkerball, im Schülerjargon auch "Abschießen" genannt, ist ein Spiel, das mit einer Diskriminierung beginnt, nämlich dem Auswahlverfahren, wer in welche Mannschaft kommt, und mit einer Demütigung endet, nämlich dem Ausscheiden. Deshalb soll Völkerball aus dem Sportunterricht verbannt werden. Das ist gut so, nur ist es nicht konsequent zu Ende gedacht. Tatsächlich muss aufgeräumt werden mit allem, was in der Schule mit Leistung und möglicher Demütigung verbunden ist.

Zum Beispiel gehört Mathematik abgeschafft, denn nichts ist demütigender für Karl, als wenn Petra, im Gegensatz zu ihm, die Schnittpunkte von Hyperbel und Parabel richtig berechnet. Musikunterricht? - Wenn Erwin singt, ist das für ihn mindestens so demütigend wie für das von ihm gesungene Schubert-Lied (vermutlich der "Lindenbaum"). Deutsch? - Gibt es etwas Demütigenderes als einen am Ende rot angezeichneten Rechtschreibfehler? Latein? - Der dativus possesivus kann der Beginn einer Depression sein. Überhaupt gehört die Notwendigkeit schulischer Leistung abgeschafft. Man sollte dem Schüler am ersten Schultag das Maturazeugnis aushändigen. Dann kann er den Rest der Schulzeit damit verbringen, den Bäumen beim Wachsen zuzusehen. Schließlich hat niemand in der heutigen Gesellschaft bessere Berufschancen als ein entsprechend ausgebildetes Hascherl.