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Die heikle Frage: Wer soll was bis zu welchem Abschluss studieren dürfen?

Von Heiner Boberski

Analysen

Wir brauchen mehr Akademiker, rufen die einen: Weg mit allen Studienbeschränkungen! Wir brauchen besser ausgebildete Akademiker, fordern die anderen: Her mit strengen Qualitätskriterien! | Der Hintergrund der Debatte ist ein beinharter internationaler Wettkampf um die besten Köpfe, aber auch die schlichte Notwendigkeit, in bestimmten Berufen, die akademische Bildung voraussetzen, genügend wirklich qualifizierten Nachwuchs zu bekommen.


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Da ist es völlig klar, dass sich Wissenschaftsminister Johannes Hahn den Kopf zerbricht, wie man sowohl dem allgemeinen Anspruch auf höhere Bildung als auch dem Gebot der Stunde, Eliten auszubilden, gerecht werden kann.

Offenbar kommt ihm dabei die neue Bologna-Studienarchitektur entgegen. Er will das sechssemestrige (in Einzelfällen eventuell achtsemestrige) Bachelor-Studium möglichst für alle offen halten. Er will aber auch sicherstellen, dass dieser Abschluss von den Arbeitgebern wirklich als ausreichende Berufsqualifikation akzeptiert ist, ehe für die weiterführenden Studien (Master, PhD/Doctor of Philosophy) Zulassungsbeschränkungen ins Auge gefasst werden.

Solche Beschränkungen, wünschen sich vor allem die Rektoren, und zwar möglichst bald, nicht erst in fünf oder mehr Jahren, wie Hahn jetzt in Aussicht stellt. Beschränkungen folgen der Überlegung, dass die große Mühe einfach finanziell und personalmäßig nicht mehr leistbar ist, Massen auf ein akademisches Niveau zu bringen, das sie beruflich gar nicht brauchen. Stattdessen sollte das Gros mit dem Bachelor abschließen, einige sollten - eventuell als Fortbildung nach einigen Jahren Berufspraxis - noch den Master machen, zum PhD-Studium aber sollte nur eine auserlesene Schar, die eine Karriere in der Wissenschaft anstrebt, zugelassen werden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es, zumindest in den überlaufenen Studienrichtungen, so ähnlich kommen wird, auch wenn studentische Interessenvertretung und dem Ideal der "offenen Universität" - die es fast nirgends mehr gibt - nachtrauernde Politiker dagegen opponieren, ist hoch. Entscheidend wird sein, dass tatsächlich die Besten und Begabtesten Zugang zu den höchsten akademischen Graden bekommen und nicht wieder nur die Herkunft und soziale Faktoren entscheiden, die, so das Institut für Höhere Studien, den größten Einfluss auf Bildungskarrieren ausüben.

Um gute Lehrer zu bekommen, hat Unterrichtsministerin Claudia Schmied jüngst angeregt, bereits die Anwärter auf ein Lehramtsstudium gründlich auf ihre Eignung zu testen. Ein umstrittener Vorschlag. Manchen jungen Leuten wäre aber vielleicht mit einem frühen Aufzeigen ihrer Grenzen mehr gedient als mit einem späteren Scheitern nach jahrelangem mühevollen Studium.