Italien hat sich ins Aus gemauert, wird nun dafür kritisiert. Doch genau mit dieser Taktik war Italien erfolgreich.
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"Fußball", sagte einst Giovanni Trapattoni, "ist Ding, Dang, Dong". Genau. Und am Sonntag spielte Italien ausschließlich Ding, um Dang und Dong der Spanier zu vermeiden. Das Bestreben der Italiener war, alles zu verhindern, was das Fußballherz erfreut. Dabei könnten sie ja ganz anders, wenn sie denn wollten. Und irgendwie ist es ja auch ungerecht. Da ist ein Team gesegnet mit großen Könnern und spielt wie ein Außenseiter. Gerade uns Österreicher muss das doch an die Nieren gehen. Denn wir können es uns nicht aussuchen, wir müssen wie ein Außenseiter spielen.
Nun wird den Italienern schon seit Ewigkeiten vorgehalten, dass sie mit ihrem Talent geradezu fahrlässig umgehen. Sie können freilich auf vier Weltmeistertitel verweisen. An sich kein schlechtes Argument, doch nur wenn der Zweck alle Mittel heiligt. Im Fußball heiligt der Zweck sicher viele Mittel, aber alle? Leicht reizbare Spieler werden ganz bewusst provoziert, damit diese auszucken und mit Rot vom Platz geschickt werden. Spielmacher werden in den ersten Minuten hart gefoult, damit sie nachher nur noch humpelnd zu ihren Tricks ansetzen, Stürmer fallen im Strafraum, um den Schiedsrichter zu täuschen und einen Elfmeter rauszuholen.
Es gibt also eine Reihe von Mitteln im Fußball, die durchaus ihren Zweck erfüllen, die aber vollkommen unheilig sind.
Doch wie verhält es sich bei Defensivtaktiken? Außenseitern werden sie in der Regel zugestanden, einfach mangels anderer Möglichkeiten. Doch wehe, wenn ein sogenannter Großer des Fußballgeschäfts hinten drin steht! Schließlich hat man entweder viel Geld gezahlt, um sich das Spiel im Stadion anzuschauen, oder man hat es sich vor dem Fernseher bequem gemacht, hat andere wichtige Dinge aufgeschoben, und dann fadisiert man sich auf dem Sofa. Darbietungen wie jene der Italiener werden gemeinhin als "Frechheit" angesehen, doch warum? Natürlich will man Tore, Chancen und schöne Aktionen sehen, doch es muss auch die Anti-These dazu geben. Und die verkörpern die Italiener nun schon seit geraumer Zeit. Sie stellen das Ergebnis über das schöne Spiel, das ist durchaus legitim. Und es hat ja auch etwas, mit einer ganz ausgefuchsten Taktik einen Sieg einzufahren. Wie beim Schach.
Doch es ist freilich genauso legitim, das Ergebnis nur als Teil eines Fußballspiels zu werten. Und wenn man, wie die Italiener am Sonntag, nur auf das Resultat aus ist und dieses dann nicht eintritt, dann bleibt nur der Schrecken eines Unspiels übrig. Das ist die Gefahr dabei. Da ist es doch schöner, wie die Österreicher zu scheitern. Wenn der Zweck ein gutes Spiel ist, nur die Mittel halt fehlen.