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Die heimischen Firmen stehen sich teilweise selbst in der Sonne

Von Claudia Peintner

Wissen

Der Solarmarkt wächst und fällt mit den Förderspritzen. | Anlagen haben sich kaum verbilligt.


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Wien. Die heimische Solaranlagen-Branche hat sich jahrelang im Erfolg gesonnt. Weltweit geben österreichische Kollektoren-Hersteller wie GreenOneTech, Geotech oder Sunwin sowie Solaranlagenhändler wie Solution und Sonnenkraft den Ton an. Ein Drittel von Europas Sonnenkollektoren stammt aus Österreich. Insgesamt sind hierzulande rund 100 Unternehmen in die Herstellung und den Handel mit Kollektoren, Pumpen, Glas & Co, involviert. Im Vorjahr wurden rund eine Million Quadratmeter Sonnenkollektoren exportiert. Dies entspricht 79 Prozent der heimischen Produktion. Zwei Drittel der Kollektoren gingen nach Deutschland, rund 10 Prozent jeweils nach Italien, Frankreich und Spanien.

Der Boom mit der Wärme aus der Sonne, die in den 90er Jahren in Österreich Fuß fasste, schien ungebrochen. Dass sich in den letzten Monaten plötzlich die Insolvenzen in der Solarwirtschaft häuften, passte da für viele Außenstehende nicht ins Bild. Was ist passiert?

Viele Anlagenbauer sind davon ausgegangen, dass der Markt weiterhin zweistellig wachsen wird und haben die Produktionskapazitäten stark ausgebaut. Seit 2008 hat der Markt das hohe Niveau jedoch eingebüßt: Im Vergleich zum Jahr 2009 verzeichnete der Solarthermiemarkt 2010 in Österreich einen Rückgang um 21 Prozent.

In Niederösterreich beklagt der Verband Austria Solar im ersten Halbjahr 2011 einen "dramatischen" Einbruch des Solaranlagenmarktes um mehr als 70 Prozent.

Kein Kauf ohne Anreiz

Die Gründe: "Es gab im Vorjahr wenig Anreize, in Solarwärme zu investieren. Einerseits waren kaum Preissprünge oder eine längere Knappheit bei Öl oder Gas bemerkbar. Andererseits fehlten die Länderkampagnen für spezielle Förderungen", sagt Roger Hackstock, Geschäftsführer vom Branchenverband Austria Solar.

Hinzu kommt, dass die Solaranlagenbauer verstärkt mit Konkurrenz aus der Photovoltaikbranche zu kämpfen haben (siehe Kasten rechts). Konsumenten investieren entweder in die eine oder in die andere Technologie.

Verglichen mit dem Jahr 2009 weist die Leistung der 2010 in Österreich neu installierten Photovoltaikanlagen mit rund 42,9 MW Peak erneut einen historischen Höchstwert auf. Ein Wachstumssprung, der primär auf den rapiden Anstieg der Investitionszuschüsse zurückzuführen ist.

Das staatliche Fördersystem lenke die Nachfrage "bewusst in Richtung Photovoltaik, zulasten von thermischen Solaranlagen", resümierte der Marktforscher Kreutzer Fischer & Partner im Mai.

Dass die Solartechnikbranche ohne staatliche Zuschüsse in eine tiefe Krise fallen würde, daraus machen auch Energieexperten kein Hehl. "Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir mit Steuergeldern weiterhin eine Technologie fördern, die seit 30 Jahren am Markt ist und ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor geworden ist", sagt der Klagenfurter Solarexperte Gerhard Faninger. Eine Antwort darauf muss erst gefunden werden. Eigentlich sollten Förderungen nur so lange gegeben werden, bis ein Markt vorhanden ist, so Faninger.

Dies ist zumindest laut Statistik der Fall: In Österreich sind rund 270.000 Solaranlagen für Warmwasser und Raumheizung installiert. 90 Prozent der Fläche sind in Einfamilienhäusern errichtet, 10 Prozent in Mehrfamilienhäusern, Hotels und Fernwärmesystemen.

Eine Ursache dafür, warum Solaranlagen nur zusammen mit Förderungen gefragt sind, könnte laut Faninger der hohe Preis sein. Seit 2000 habe sich der Preis lediglich um rund 10 Prozent reduziert, obwohl die Fertigung mittlerweile automatisiert erfolge. Auch der Verband Austria Solar hat erkannt, dass die Hersteller an sich arbeiten müssen, um neue Dynamik zu gewinnen: "Thermische Anlagen müssen einfacher und billiger werden", sagt Geschäftsführer Roger Hackstock.

In der Praxis ist das freilich nicht immer so leicht. Zahlreiche österreichische Unternehmen sind in der Vergangenheit "strategische Partnerschaften" mit internationalen Unternehmen eingegangen. Und diese hätten ein Interesse daran, die Preise zugunsten hoher Gewinne und Dividenden hoch zu halten, attestieren Experten.

Auf den ersten Blick sei Solarenergie immer noch teurer als Energie aus fossilen Quellen, sagt Hackstock. Bei steigenden Energiepreisen würde sich eine Solaranlage nach zehn Jahren rechnen.

Die Kosten für eine Anlage liegen - je nach Fläche - zwischen 6000 und 12.000 Euro. Gefördert werden 10 bis 30 Prozent der Errichtungskosten.